I. Botanik
Die fünfblättrige Blütenpflanze
Christrose/Schneerose/Nieswurz (1) wird in Linne´s Systematik den
Hahnenfußgewächsen (Fam.nat.
Ranunculaceae) zugeordnet; 1989 wurde die Gattung Helleborus
allein
als "Sektion IV. Helleborus 5.Helleborus niger" vor den Hybriden
der
Sektion V. Helleborastrum klassifiziert (2).
Eine wissenschaftliche Monographie über Helleborus-Arten hatte
1938
E.Ulbrich zusammengestellt; sie entsprach, bis auf zwei
Ergänzungen, der "Monographia Hellebororum" von Viktor Schiffner
1890 (3), die die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hybridformen
übersichtlich dargelegt hatte. Erst 1989 erschien wieder ein
Buch zum Thema, und zwar von Brian Matthew, weil sich
Engländer viel ausführlicher mit Hybridzüchtungen
befaßten, zuletzt Frau Helen Ballard.
Auf Matthew beruft sich Frau Marlene Ahlburg, deren Band "Helleborus:
Nieswurz-Schneerosen-Lenzrosen" (1989) die gegenwärtig einzige
deutsche
Übersicht im Buchhandel ist.
R.Hänsel et al. S.419 beschreibt (1993) ihre Gattungsmerkmale:
-"Die Gattung Helleborus umfaßt überwiegend
frühlingsblühende, krautige Pflanzen mit meist zerteilten,
wechselständigen Blättern und auffällig gefärbten,
zwittrigen, radiären bis dorsiventralen Blüten mit
schraubiger oder wirteliger Anordnung der einzelnen Elementen. Neben
dem corollinischen Perianth findet sich eine aus Staubblättern
hervorgegangene Hülle von blumenkronartigen sogenannten
Honigblättern. Zahlreiche freie Stamina und viele unverwachsene,
oberständige Fruchtblätter, aus denen häufig
geschnäbelte Balg- oder Nußfrüchte hervorgehen.
Deckhaare einzellig. Chromosomengrundzahl x=8."
Die a r z n e i l i c h genutzte Art (mit den zwei Unterarten
Hell.
nig. ssp.niger und ssp.macranthus) ist von Fr. Ahlburg auf
S.57-60
vorgestellt: morphologisch unterscheidet sich Hell. nig. von
allen
anderen Arten durch Brakteen (stark reduzierte Hochblätter am
Blütenstand),
die weder Blattgrün enthalten noch eine Spreite aufweisen;
ihr
Rhizom ist durch die Blattnarben der früheren grundständigen
Blätter
geringelt; schwarzbraun bis schwarz, mehrköpfig, ästig, mit
verschieden
langen Wurzeln behangen, ist es 3 bis 6 cm lang und etwa 1 cm dick (4).
"Im
Querschnitt treten besonders bei Lupenbetrachtung innerhalb des
Kambiumringes
4 bis 6 weißliche, keilförmige Holzteile der
Gefäßbündel
in Erscheinung. Die zylindrischen, 2 bis 3 cm dicken Wurzeln sind
außen
schwarzbraun und enthalten ein dünnes, helles, zentrales
Leitbündel."
(5)
Die etwa 30 cm hohe ausdauernde Pflanze, oft am Boden liegend,
trägt in der kalten Jahreszeit als Blüte fünf
große eiförmige Sepalen (Blütenblätter), deren
Ränder sich meistens decken; die schneeweiße Blüte kann
außen rötlich angehaucht oder grünlich sein.Die Sepalen
verfärben sich, wenn die Nektarien und Staubblätter
abgefallen sind. Hell. nig. hat sehr viele Staubgefäße, die
zuerst nach innen, bei Reife weit nach außen geneigt
werden. Die glänzend schwarzen, fast walzenförmigen Samen
haben eine tiefe
Nabelgrube und ein großes, schwammiges, weißes
Elaiosom
an der Bauchseite (am Samen anhaftender Körper, der von Ameisen
aufgenommen
und verschleppt wird).
Die Blätter mit dickem Blattstiel spreizen sich und bilden
sieben
bis neun breit-keilförmige Teilblätter; ihr Blattrand
ist
nach vorn einigermaßen grob gezähnt, ohne zu stechen; diese
grasgrünen
Blätter sind dick-lederartig.
Die Verbreitung dieses "Kalkanzeigers" in früherer Zeit ersehe ich
aus
der 1938er Karte (6): Alpen und Apennin. 1989 umgrenzen nur noch die
Kalkalpen
ihr natürliches Verbreitungsgebiet (7). Hell.nig. steht auf der
Roten
Liste der bedrohten Arten (8).
Hell. darf nicht verwechselt werden mit der chinesischen Droge
li-lu/Veratrum nigrum L.( die bei Paul U. Unschuld mit Nieswurz-Wurzel
übersetzt ist),
weil damit eine antiparasitische Liliacea bezeichnet wird.
II. Volkstümliche historische
Anwendung
Für diese schon in der Antike genutzte Arzneipflanze hatte
Hahnemann, der in seiner Habilitationsschrift Verwechslungen etwa mit
Veratrum album deutlich machte, verlangt: "Ich habe die Wurzel selbst
gesammelt, die ich zu meinen Versuchen nahm und bin daher von ihrer
Aechtheit überzeugt." (9)
Diese Identifizierung ist in unserem Zeitalter des
Qualitätsmanagements erst recht unverzichtbar. Man bedenke die
Widersprüche zwischen historischer und heutiger Arzneiherstellung
seit dem HAB 1 (1978); ich verweise dazu
auf die Beispiel-Liste von Dr. Andreas Grimm (10).
Als Indikationen zählte Dr.Gerhard Madaus ein sehr breites
Spektrum auf
(11), das wegen der Verwechslungen (etwa mit Hell. viridis
und/oder der Liliacea Veratrum alb.) hier nicht wiederholt wird;
für die homöopathisch potenzierte Arznei aber gab er an:
"...sehr gutes Hirn-, Uterus- und Nierenmittel, das besonders bei
urämischen und amenorrhöischen Stauungserscheinungen mit
ausgeprägten Gehirnsymptomen angebracht erscheint." (12)
Dr. Heinrich Honegger empfahl das Rhizoma Hell. als Schnupfmittel zur
Ableitung
auf die Nasenschleimhaut (13).
Helleborus-Pulver, das etwa im sog. "Schneeberger Schnupfpulver"
offizinell war (14), ist seit 1985 bei uns nicht mehr
als Niesemittel zugelassen (15).
Die Suche nach Langlebigkeit machte Bemerkungen aus dem Fragment
"Herbarius" des Paracelsus (1493-1541) reizvoll ; Dr. Emil Fritz
Scheller formulierte daraus 1977 das "Elixier der Lebenserhaltung" (16)
in Rezeptform, das schon 1959 Honegger in seine antidyskratische
Sammlung aufgenommen hatte (17). Diese
Rezeptur mit Folia Hellebori wird heute von Apotheken nicht mehr
angefertigt.
III. Inhaltsstoffe
Als identifizierte Inhaltsstoffe werden in der alten Literatur
digitalisähnliche Glykoside 2.Ordnung (vergleichbar dem
k-Strophantidin), auch Saponine (und Alkaloide) aufgezählt, ein
Saponinkomplex "Helleborin" läßt schon im Namen seine
Herkunft aufscheinen (und verleitet zum ungeprüften Fortschreiben)
(18). Eindeutig, weil an selbstgesammelten (s.Kating/Wißner
S.1988 Tab.3 im März/April 1969 und Sept. 1970) oder einwandfrei
bestimmten Pflanzen aus dem Marburger botanischen Garten
durchgeführt sind die (1971
bis 1974 veröffentlichten) Untersuchungen von Prof. Horst Kating
und
Wilhelm Wißner ; sie sagen aus:
-a) Hellebrin o.ä. sind in den unterirdischen Organen nicht
vorhanden, oberirdische Teile wurden nicht untersucht;
-b) Helleborin besteht überwiegend aus Steroidsaponinen;
-c) oberirdische Teile (Blüte, Stengel, Blatt) führen
Ranunculin bzw. Protoanemonin (19).
Erst in den neunziger Jahren wurden Strukturen weiter geklärt:
-aus getrennt gesammelten Sommer- und Winterpflanzen, in einem
speziellen Verfahren rhythmisch gemischt, wurde als Hauptinhaltsstoff
Beta-Ecdyson gewonnen,
ein den männlichen Geschlechtshormonen ähnliches Steroid
(20),
das eine differenzierende Wirkung auf unreifes Nervengewebe hat
und
das -laut Fa. Helixor - die Zellteilung in der Tumorzellkultur hemmt;
es
gibt darüber etwa fünfzig Krankenberichte (21).
Hahnemann selbst hatte 1825 für seine Arzneiprüfung als
Ausgangsmaterial
angegeben: "Der mit Weingeist zu gleichenTheilen gemischte
Saft
der frischen und die geistige Tinctur der trocknen Wurzel des
Helleborus
niger" (22) (auch bei ihm eine Entwicklung: in seinem
Apothekerlexikon
von 1793 schrieb er noch, alle Schwarzchristwurzeln im Handel
seien
unzuverlässig, man müsse sich von ihrer Echtheit
überzeugen,
wohl und schnell getrocknete Wurzel erhalte sich, wenn gepulvert und
völlig
trocken in verkorktem Glas aufbewahrt; das feine Pulver und die
einfache
Tinktur scheine den Vorzug zu behaupten, 2-4 Gran davon seien
schon
eine ziemliche Gabe - so im 2.Teil 2.Abt. S.172-174).
Der Sorgfalt wegen sei erwähnt, daß im j u r
i
s t i s c h e n Sinne alles, was im HAB 2ooo steht, als
Homöopathie
gilt, also auch eine spagyrische Tinktur usw. Hier in dieser
Studie
ist mit dem Begriff "homöopathisch" nur die pharmazeutische
Herstellung durch rhythmisches Verschütteln bzw.Verreiben und
schrittweises Verdünnen (laut Chronische Krankheiten Band I S.177
ff. und Organon VI §269) von
Pflanzen, Mineralien und Tierstoffen gemeint, während
Spagyrik (23) etwa dreischrittig aus Vergären, Veraschen und
Destillieren eine inhaltsreichere Pflanzen-Tinktur konjugiert
(24), die einer homöopathischen D4 gleichgesetzt wird (25).
Hell. nig. hat eine Positiv-Monographie (26) der Kommission D,
steht
aber (noch) nicht im HAB 2000; es gilt also noch die Darstellung im HAB
1.Konkret:
-für homöopathische Potenzen aus getrocknetem Rhizom nach
Vorschrift
4a : Urtinktur=D1
-für ein anthroposophisches Arzneimittel Hell. nig. e planta
tota
(etwa der Fa. Helixor) bzw. e planta tota ferm. nach Vorschrift
34c (27) .
Rhizoma Hellebori nigri war schon monographiert im HAB 34, die
frischen
unterirdischen Teile sind es heute in der französischen
Pharmakopoe
PF X, die Wurzel ist es in der amerikanischen HP US 88 (laut
Hänsel
S.423-424).
Schon ein einmaliges Hinschauen und Vergleichen mit Hahnemanns Angabe
von
1825 läßt die entscheidende Nähe zum Original erkennen
-
und nur diese Nähe sichert dem Simile das Beheben der
geprüften Krankheitssymptome.
Schon eine (zweifellos unvollständige private) Umfrage zeigt einem
interessierten
Behandler Unterschiede und erlaubt ihr/ihm, hochstehende Qualität
auszuwählen:
-die Firmen DHU, Heel (für Helleborus-Injeel) und
Madaus (für Helleborus-Oligoplex) folgen dem HAB, die Firma
Helixor stellt
ihre Ampullen e planta tota rec. von getrennt gesammelten Sommer-
und
Winterpflanzen (z.B. in D 12 aquos. nach HAB 1, V.49) her, die Fa.
Pekana
(für apo-OEDEM spag.) gibt Hell. hom. zusammen mit 7 hom.
und
spagyr. Stoffen, die Fa. Spagyros erarbeitet Globuli nach Vorschrift
der
RAML, die Fa. Phönix verwendet Hell. viridis ex herbis (für
Phönix
Arthrophön), Frau Apoth. B. Gudjons, Stadtbergen, verweist auf
Organon
VI §271 (frische Pflanze mit Milchzucker verreiben zu C1, C2, C3
trit.
- und dann weiter nach HAB), - das Ganze im
Spannungsfeld
politikbestimmten Verdrängungswettlaufs, einer manchmal nur noch
"me´dicine
de concierge" (Pierre Schmidt laut Will Klunker), einer Münchner
Kopfweh-Studie
über Bell. hom. zum Simile-Regel-Jubiläum 1996 mit dem
Ergebnis:
fast gleichwertig einem Placebo, einem - horribile dictu -
tödlichen
Einnehmen von Arzneigemischen , zuletzt Ars. alb. D 6, und dagegen
Hahnemanns
hartnäckiger Herausforderung, sich der Echtheit der
Substanzen
zu vergewissern - und homöopathische Arznei kostenlos
abzugeben
(28).
Suum cuique !
Somit ist das im Titel dieser Studie eingesetzte Zitat des ming-
zeitlichen chinesischen Pharmakologen und Arztes Li Shih-chen
(1518-1593) auch der Ariadnefaden durch modernes Blendwerk.
IV. Toxikologie
Vergiftungen durch Hell. sind im 20. Jahrhundert selten.
Als deren Symptome werden in Frohne/Pfänder aufgezählt:
-Kratzen im Mund- und Rachenraum, erhöhter Speichelfluß,
gastrointestinale
Beschwerden mit Erbrechen, Koliken und Diarrhoe, Pupillenerweiterung.
Das
Auftreten cardialer Symptome muß bei Intoxikationen mit der
Christrose bezweifelt werden (29).
Roth/Daunderer/Kormann schreiben (1994):
"Entzündungen des Mundes, Übelkeit, Durchfall,
Gefäßkrämpfe, erweiterte Pupillen, Atemnot, brennender
Durst, Herzrhythmusstörungen, Erscheinungen wie bei Digitalis, Tod
durch Atemlähmung.
Brugsch berichtet von einer schweren Vergiftung nach nur 3 reifen
Samenkapseln. 2 Kinder bekamen Schleimhautreizungen.
Todesfälle durch Verwendung von Helleborus als Wurmmittel sind im
vorigen
Jahrhundert beschrieben worden. Intoxikationen auch durch Niespulver.
Auf Bergweiden können Vergiftungen bei Pferden und
Wiederkäuern auftreten. Als Folge stellen sich akute
Gastroenteritis, zentralnervöse Erregungen, Lähmungen und
digitalisähnliche Herzwirkungen ein." (30)
Die Literaturstudie "Stellungnahme zur Toxikologie von
Pflanzen
aus der Gattung Helleborus (Ranunculaceae)" von P. Goedings (Fa.
Helixor
April 1993) zählt für Hell. nig. aus der Literatur
Anemonin, Herzglykoside und Saponine als toxische Inhaltsstoffe auf,
faßt aber aus Ergebnis zusammen:
"In Helleborus niger und foetidus sind Ranunculoide und Steroidsaponine
sicher
nachgewiesen. Herzglykoside (Bufadienolide) mögen in den
oberirdischen Teilen vorhanden sein, in den Rhizomen und Wurzeln waren
sie nach neuesten Befunden nicht nachweisbar.
Die Toxizität (ID 50) der Herzglykoside (Hellebrin) liegt im
mg-Bereich (Sweet 1987).
Angesichts der spärlichen Erwähnung in Standardbüchern
der
Toxikologie ist die Toxizität von Hellebrin, Helleborin und
Ranunculoide als geringfügig einzuschätzen. In der D3-Potenz,
der höchsten Konzentration der Heilmittel aus Helleborus niger und
foetidus der Firma Helixor,
ist, bei einer üblichen Extraktionseffizienz in Wasser, mit einer
Konzentration
von 3 Mikrogramm organischer Substanz pro ml zu rechnen.
Aufgrund dieser Tatsachen und des Standes der neuesten
naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ist keine bedeutende
Toxizität zu erwarten in Injektionslösungen aus Helleborus
niger und foetidus, die bei der Firma Helixor als homöopathische
Potenzen hergestellt werden."
Auf die Bedeutung des Steroids Beta-Ecdyson seit 1997 wurde
in
Abschn. III (s.o.) hingewiesen.
Die Ausführungen von Lewin, zitiert in Otto Leeser ,
Lehrbuch der
Homöopathie, Teil B/I S.610, dürfen somit als überholt
gelten.-
Wegen der Magen-Darm-Symptome wird als Erste Hilfe sofortiges
Erbrechen empfohlen: 10 gr. Kohle-Pulvis, Natrium-sulfat.
Klinik: Magenspülung (evtl. mit burgunderfarbenem
Kaliumpermanganat), Instillation von 10 gr Kohle-Pulvis und
Natrium-sulfat, Elektrolytsubstitution, Azidoseausgleich mit
Natriumkarbonat (Urin pH 7,5), bei Krämpfen Diazepam (Valium),
i.v., ggf. Intubation und Sauerstoffbeatmung (31).
V. Arzneiprüfungen und Fallgeschichten
1) Hahnemann identifizierte in seiner Leipziger
Habilitationsschrift (1812), insbes. in den §§ 149-163,
den antiken und neuzeitlichen Helleborus als die Christrose (s.o.Anm.9)
und nahm seine eigene Arzneiprüfung (s.o.Anm.22) mit 92
Symptomen in den dritten Band seiner RAML (2.verm. Aufl. 1825)
auf, gefolgt von 196 Beobachtungen anderer Prüfer (er gab zu jeder
Beobachtung einen von insgesamt 20 Namen mit Literaturstelle an). Ein
Anfang sei gemacht, meinte er.
Aber schon 1796 bei seiner Vorstellung der Simile-Regel (in "Versuch
über
ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der
Arzneisubstanzen") hatte er (zwischen Aconitum und Pulsatilla) die
Christrose angeführt:
-"Die Schwarzchristrose (Helleborus niger) macht unter fortgesetztem
Gebrauche
beschwerliche Kopfschmerzen (daher wohl ihre Kraft in einigen
Gemüthskrankheiten
auch im chronischen Kopfschmerze), und ein Fieber; daher ihre Kraft,
Quartanfieber
zu heilen und eben daher zum Theil ihre Kraft in Wassersuchten, deren
schlimmere
Gattungen immer mit einem remittirenden Fieber vergesellschaftet sind
und
worinn sie mit Beihülfe ihrer (...) Harn treibenden Kraft so
hülfreich
ist. (Leztere ist verwandt mit jener Eigenheit derselben, die
Blutgefäße
des Unterleibes, des Afters und der Bärmutter zur Thätigkeit
zu
reitzen.- Die Eigenheit derselben, eine zusammenschnürende,
erstickende
Empfindung in der Nase zu erregen, kann Anleitung geben, sie in
ähnlichen
Zufällen (die ich auch bei einer Art von Gemüthskrankheit
gefunden
habe) zu verordnen. Ihre häufige Verwechslung mit andern Wurzeln
hat
uns nur diese wenigen wahren Data übrig gelassen." (32)
2) Die übrigen neun Buchtitel zum Stichwort Hell. in Fritz
Donners "Quellenverzeichnis der Arzneiprüfungen von 800 der
wichtigsten
homöopathischen Heilmittel" (Berlin 1937), also von Hartlaub und
Trinks,
Lembke, Link, Schroff, Allen, Hughes, Jörg und Störk, waren
mir
nicht zugänglich, leider ebensowenig auch die in Jeremy Sherr
, Die homöopathische Arzneimittelprüfung. Dynamik und
Methode,Rösrath
1998, S.118 aufgeführte Prüfung von Dr.J. Becker (mit C 4
trit.?).
Immerhin enthält Heinz Schoelers "Homöogramm Helleborus
niger" (für
die DHU o.J.) auf der vierten Seite das wichtigste Schrifttum mit
Kurzbemerkungen,
nämlich:
-AMP (Arzneimittelprüfung) hinter dem Titel von Störk (1762),
Jörg
(1823), Hartlaub und Trinks (1828) (1 Prüfer, 77 Sympt.), Schroff
(ref.
bei J.Mezger GHA S.715), Linck (1850), Lembke (1850 und 1862), Allen
nennt
35 Prüfer mit 663 Symptomen, neuere Prüfungen fehlen. Thomas
L. Bradford (1901), Index to homeopathic provings , und Peter
Vint
, Arzneimittelindex (1992) bieten ebenfalls nur Titel mit
Seitenangaben.
3) In Cl.M.v.Bönninghausens "Physiognomik der
homöopathischen Arzneimittel" (ed. Raimund Kastner, Hamburg 1995)
wird nach den Symptomen des Kopf-zu-Fuß-Schemas und den
Modalitäten auf S.619 noch angefügt:
-Beschwerden der Thiere: Pferde - Sonnen-Koller Hell. C 200 -
geheilt
(Quellenangabe)
-Arzneiverwandtschaften
-Antidote von Hell.: Campher und China laut RAML
-Helleborus niger ist Folgemittel von Puls., darunter in
Kleindruck folgende Krankengeschichte:
"Am 12.Juni 1835 suchte die etwa 40jährige Frau T. aus O.,
eine
vollendete KAFFEE-Trinkerin. die auch seit einigen Jahren mit
KAMILLEN-Thee
viel Mißbrauch getrieben, meine Hülfe gegen beständige
Schmerzen
im Leibe, wie Wesen, welche sie Tag und nacht quälten. dabei
stets
heftiger Durst, oft trockener Husten mit Seitenschmerzen und
große
Schwäche. Nachdem 2 Gaben PULS. 30.. und eine Zwischengabe
NUX-V.30.
bis zum 2.Julius diese Beschwerden vollkommen beseitigt hatten, bekam
sie
die Mundhöhle und Zunge mit schmerzhaften Blasen besetzt, welche
nach
eine Gabe HELL.30.. in wenigen Tagen verschwanden."
Folgemittel von Helleborus niger ist CALC.
"Nachdem 2 Gaben PULS. 30.. und eine Zwischengabe NUX-V. 30 bis
zum
2.Julius diese Beschwerden vollkommen beseitigt hatten, bekam sie die
Mundhöhle
und Zunge mit schmerzhaften Blasen besetzt, welche nach eine (sic!)
Gabe
HELL. 30 in wenigen Tagen verschwanden. Darauf erschien ein starker,
mit
unerträglichem Taubheitsgefühl verbundener A u s s c h
l
a g a n d e n Z e h e n beider Füße,
welcher
bald den Gebrauch derselben verhinderte. Eine einzige, am 23. Julius
gereichte
Gabe CALC. 30.. nahm auch dies Leiden in 8 Tagen fort, und seitdem ist
sie
gesünder, als jemals in ihrem Leben ."(Quellenangabe)
4) Im "Inhaltsregister für das Archiv für
homöopathische Heilkunst, hrsg. von Ernst Stapf und dem Verein
deutscher Ärzte Bd.1-23, Leipzig (Reclam) 1822-1848",
herausgegeben von Pavlos Bitzarakis und Werner Dingler, Konstanz
1997, taucht das Stichwort Hell. nicht auf.
5) 3 Fallgeschichten mit Tiefpotenz und langer Nachbeobachtung
berichtete Dr. Erich Unseld (1907-1973, ehem. Leitender Arzt
der Inneren
Abt. des Stuttgarter R.-Bosch-Krankenhauses 1940-1945 und 1949-1955)
(32)
in klinischen Begriffen :
"...schwere Enzephalomeningitis mit perakutem Verlauf bei seiner
1jährigen Tochter (1940), Fieber 40 Grad, dabei fühlte sich
die Haut eiskalt an.
Innerhalb weniger Stunden traten schwere Erstickungsanfälle und
klonische
Krämpfe auf, denen bald Lähmungen beider Beine und eines
Armes
folgten, während der andere Arm unkoordinierte Bewegungen
ausführte.
Die Prognose schien hoffnungslos, als das Kind mehrere Tage tief
soporös
war, während interkurrent immer wieder sich Krämpfe in den
Gliedern
ereigneten. Auf Empfehlung von A. Stiegele wurde Apis D3, Belladonna D6
und
Helleborus D6 eingesetzt. Unter dieser Behandlung ging der schwere
Krankheitszustand
innerhalb weniger Tage in völlige Heilung über.
Bei einer anderen Tochter , damals 10jährig (1952), traten abends
nach
dem Einschlafen zerebrale Krampfanfälle mit tiefer
Bewußtlosigkeit, klonischen Zuckungen und Krämpfen des
Gesichts und der Gliedmaßen auf. Diese Anfälle
wiederholten sich öfter, das Kind machte einen fahrigen,
wesensveränderten Eindruck. Zincum D6 brachte keine Besserung. Im
Abstand von mehreren Wochen wiederholten sich die Anfälle.
Auf
Rat von Stiegele Helleborus D6, 3mal täglich 5 Tropfen. Von da ab
keine
Anfälle mehr, völlige Heilung.
Auch über ein epileptisches Kind von 9 Jahren (1964), das mit
Helleborus
D6 geheilt wurde, berichtet Unseld. Nach dem EEG handelte es sich um
Petit-mal-Epilepsie.
Der erste Anfall war morgens beim Erwachen eingetreten, hielt 1 1/2
Stunden
an, war mit Bewußtseinsverlust und anfallsweisen Krämpfen
und
unkoordinierten Bewegungen verbunden. Beim Erwachen aus dem Anfall
klagte
der Junge über Leibschmerzen. Nach Helleborus D6 noch ein Anfall.
Die
noch zurückbleibenden Leibschmerzen blieben nach
anschließender
Behandlung mit Colocynthis aus." (33)
Prof. Alfons Stiegele (1871-1956) selbst erwähnte
Hell. nicht in seinem "Lehrbuchversuch" Band 2
"Homöopathische Arzneimittellehre" 1949 (nachgedruckt 1981).
6) Mit Hochpotenz heilte die Benommenheit eines
28jährigen
Franzosen, ehemals drogenabhängig, aus, lange nachbeobachtet von
Dr. Simonne Fayeton (34):
- er konnte sein Geschäft nicht mehr leiten und verstieß
Frau
und Kind, stand ihm gleichgültig gegenüber, wurde total
regressiv,
lebte wieder bei seiner Mutter, vom Aufwachen an Angstzustände -
Hell.
C24 ohne Besserung
- am 7.1.1985: er wäscht sich nicht mehr, die Mutter zieht ihn an,
er
spricht nicht, auf Befragen zieht er die Stirn in Falten und wiederholt
die
Frage, seiner Mutter gegenüber hatte er mehrfach verlautet: "Ich
bin
verloren." Wenn er redet, dann nur extrem langsam. Auf Hell. C5, in
Glas
Wasser aufgelöst, spricht er leichter über das Wort
"verloren" und
lacht unbändig. Er hatte einen guten Abend, dann nach Abendessen
ein
Anfall wie Tetanus ("wie das letzte Mal, als er LSD genommen hatte"),
als
Notfall ins Krankenhaus, nach drei Tagen Zustand wie früher.
-Hell. C5, C18, C30 ohne Resultat
- am 11.1.1985 erhält er Hell. XM
- am 14.1.1985 zieht er sich zweimal nackt aus und dann aufgrund der
Kälte
wieder an.
- Ther. verliert die Hoffnung mit Hell., gibt kleinste Dosen Phos. und
Fluor
in Lösung undynamisiert.
- am 21.1.1985 Pat. redet, wäscht sich, rasiert sich, antwortet am
Telefon
- am 29.1.1985 sein Benehmen beim Eintreten ist fast normal, beim
Gespräch
lacht er
- am 22.2.1985 erhält er Hell. C 50.ooo mit spektakulärer
Besserung
(Herstellung und Hersteller nicht angegeben)
- am 27.3.1985 findet ihn seine Mutter viel besser: er trifft sich mit
Freunden,
er treibt Sport; er selbst gibt nicht zu , daß es ihm besser
geht,
er sieht wirklich gepflegt aus und kokettiert mit Ther., ausgestreckte
Finger
zittern noch.
Ist Angst vor seiner Situation das Hindernis für seine Heilung ?
Nach Gespräch mit Ther. geht er zufrieden.
- am 10.4.1985 hat er seinem Söhnchen ein Geschenk geschickt.
- am 6.2.1986 fängt er ein kleines Geschäft an, in neuer
Wohnung
erwartet er Frau und Kind zurück.
- im Februar 1986 heilt eine weitere Dosis Hell. eine Lebererkrankung
aus,
im Februar 1987 eine post-traumatische Gonalgie, im Juli 1987 eine
Erkältung
nach Bad im Fluß.
- im Januar 1994 sieht Ther. ihn mit Frau und zwei Kindern
wieder, er
ist glücklich und ein zärtlicher Vater, es geht gut .
Um das unterschiedliche Vorgehen in den Casus von Unseld und
Fayeton deutlich herauszuheben, repertorisiere ich in der deutschen
Buchausgabe des Complete Repertory von Roger van Zandvoort (Ruppichteroth
2000) :
- Stupor (S.279): hell. 2w - Quelle: Knerr
- Benommenheit (47): HELL. 3w -
-- beim Erwachen (48): hell. 1w -
-- zwischen Krampfanfällen (48): hell. 2w -
-Gleichgültigkeit (165): HELL. 3w - Jahr
-- gegenüber seiner Familie (168): hell. 1w - Allen
-- gegenüber geliebter Person: HELL. 3w -
-- gegenüber äußerlichen Dingen: hell. 2w - P. Schmidt
-- gegenüber Verwandten (169): HELL. 3w -
- Wahnidee, er sei verloren (398): hell. 1w - Kent
-- er habe sein Seelenheil verloren: hell. 1w - Kent
-beim Antworten denkt er lange nach (30): HELL. 3w -
-- verfällt danach wieder in Stupor: hell. 2w - Boericke
-versteht Fragen erst nach Wiederholen (265): hell. 1w - Knerr
- Stirnrunzeln (275): hell. 1w -
- Konvulsionen, tetanische Starre (2912): hell.2w - Knerr
7) Dr.Karl Stauffer (1870-1930) hatte in seiner
Klinischen Homöopathischen Arzneimittellehre (z.B. in 4.Aufl.
bearb. von Martin Schlegel, Regensburg 1955, S.334) als
charakteristisch hervorgehoben: "...akute Hirnreizung mit drohender
Lähmung. Veröffentlicht sind Heilungen von
Geisteskrankheiten. Altschul rühmt die fast spezifische Wirkung
bei
Nierenwassersucht. Verf. beobachtete in einem Fall von Anurie mit
Wochenbettpsychose glänzende Wirkung. Auch in einem Fall von
akuter Meningitis hat das Mittel
rasch gebessert und geheilt, es wurde in 1.Dezimalpotenz gegeben.
Überhaupt
werden mehr die niederen Potenzen empfohlen, so bei Nephritis die
Tinktur,
stündlich 2-3 Tropfen. Jedoch werden bei der eigentlichen
homöopathischen
Indikation mittlere und höhere Potenzen anzuwenden sein, besonders
wenn
der Hirndruck bereits eingesetzt hat."
Daran schloß Gerhard Madaus an und druckte gesperrt auf
S.1531:
-"Fast als ein Spezifikum gilt Helleborus niger bei akuter
Nephritis, speziell Scharlachnephritis."
Dies hatte 1898 Eugene B. Nash , Leitsymptome in der
homöopathischen Therapie, Heidelberg 10. Aufl. 1980 S.190,
festgehalten, ebenso Ernst A.
Farrington (1847-1885) in seiner 33. Vorlesung (Klinische
Arzneimittellehre, dt. Leipzig 1913, Ndr. 2.Aufl. Göttingen 1985
S.321).
Dr.Henri Voisin, Materia medica des homöopathischen
Praktikers (übers. Heinrich Gerd- Witte), 2.verb. Aufl. Heidelberg
S.614-618 stellte
in Großdruck heraus:
-DIARRHOE MIT ADYNAMIE unerläßlich: Meteorismus
und
Rumoren im Bauch. Durchfall mit abundanten Stühlen, fast nur aus
klarem,
gelatinösem Schleim bestehend. Foetider Mundgeruch. Durst.
Oligurie
mit dunklem Urin.
-AKUTE MENINGEALE ODER CEREBRALE AFFEKTIONEN MIT STUPOR
unerläßlich:
Benebelung des Geistes und der Sinne, Stupor. Verhalten stumpfsinnig,
regungslos
und stumm. Adynamie, Prostration. Oligurie mit dunklem Urin. Langsamer
Puls.
-HYDROPIGENE NEPHRITIS unerläßlich: akute oder subakute
Nephritis,
dabei Urin sehr spärlich und bräunlich, erhebliche Oedeme mit
plötzlichem
Erscheinen und rascher Ausbreitung, Neigung zu Anasarka und zur
Exsudation
der serösen Häute, Verlangsamung des Herzens und des Pulses.
-CHRONISCHE SENSORIELLE UND ALLGEMEINE ABSTUMPFUNG
unerläßlich: allgemeine sensorielle Abstumpfung,
Verlangsamung der geistigen Aufnahmetätigkeit, Apathie,
Benommenheit, Stumpfsinn und Indifferenz. Verlangsamung des Herzens und
des Pulses ". (35)
Diese mehr klinischen Hervorhebungen stützen sich auf
althergebrachte Beobachtungen, denn schon Constantin Hering (1800-1880)
hatte als Stichwort
zum Lernen von Hell. (neben der Empfehlung, Gemeinsamkeiten der
botanischen
Familie zu beachten) angeführt:
- Hell. 200, M, 10M: "pathologisches" Mittel für Folgen von
Kopfverletzungen - nützlich, wenn individuelle Indikation
schwierig zu erhalten ist ((und
das ist sie ja bei stuporösem Patienten nun wirklich)) .(36)
Dr. Martin Stübler (1915-1989) notierte in seinem
Vortrag
"Homöopathie in der Geriatrie" (Bad Boll am 1.9.1984): "Sklerose
mit
geistiger Schwäche: Helleborus D4 3x10 Tr. - Abstumpfung,
Cerebro-vaskuläre Insuffizienz, Verbesserung der Nierenleistung."
Und der Tübinger Dr. Emil Schlegel (1852-1934) mit seiner
visionären
Begabung hatte in Hell. die Signatur sparsames Alter gesehen (37).
VI. A N M E R K U N G E N denn "wir
stehen
auf den Schultern von Riesen" :
(1) andere europäische und deutsche volkstümliche
Bezeichnungen s. Gerhard MADAUS, Lehrbuch der biologischen Heilmittel,
Leipzig 1938, S.1526
- 1527 sowie antike und mittelalterliche Anwendung beschrieben durch
Werner
Christian SIMONIS, Medizinisch-botanische Wesensdarstellungen einzelner
Heilpflanzen
Band II, Schaffhausen 1981, S.23 ff.
(2) Marlene AHLBURG, Helleborus - Nieswurz.Schneerosen.Lenzrosen,
Stuttgart 1989 S.93
(3) ebda S.13
(4) ebda Abb. S.23
(5) Fritz MENGE, Über Arzneipflanzen in den Schriften des
Paracelsus mit besonderer Berücksichtigung der schwarzen und
weißen Nieswurz, in: AHZ 219/1974 S.196, sowie in
R.HÄNSEL/K.Keller/H.Rimpler/G.Schneider (Hrsg.), Drogen E-O,
Springer-Verlag Berlin/Heidelberg/New York 1993 S.422 mit
Literaturangaben
(6) Madaus (s.o.Anm.1)S.1526
(7) Ahlburg (s.o.Anm.2)S.14-15
(8) ebda S.126
(9) Hahnemann, Reine Arzneimittelllehre (RAML) Bd.3 S.204 - seine
Habilitationsschrift "Dissertatio historico-medica de
Helleborismo Veterum" (1812) lateinisch-deutsch in: Gesammelte Kleine
Schriften, hrsg. Josef M. Schmidt und Daniel Kaiser, Heidelberg 2001,
S. 552-637 (im Leipziger Original 86 SS.)
(10) Andreas GRIMM, Tübingen, in: Thomas Genneper/Andreas Wegener,
Lehrbuch
der Homöopathie. Grundlagen und Praxis, Heidelberg 2001,
S.395-396
Im übrigen siehe unten Anm.28 !
(11) Madaus (s.o.Anm.1)S.1527-1531
(12) ebda S.1531 fettgedruckt
(13) Heinrich HONEGGER, Die antidyskratische Behandlung als
Basistherapie chronischer Krankheiten, Ulm 1959, S.152
(14) Rezeptur des "pulvis sternutatorius schneebergensis albus" von
1919
in: Zeitschrift Naturheilpraxis (NHP)11/1989, das Zulassungsverbot laut
Zeitschrift
für Phytotherapie 1985 S.93
(15) ROTH/Daunderer/Kormann, Giftpflanzen - Pflanzengifte,
4.überarb. Aufl. Hamburg 1994 S.394
(16) Emil Fritz SCHELLER, Langlebigkeit mit Paracelsus-Arzneien.
Versuch einer
Geriatrie nach Paracelsus, Heidelberg 1977 S.40 - in der 9.
korrigierten Aufl.
von Rudolf Fritz WEIß/V.Fintelmann, Lehrbuch der Phytotherapie,
Stuttgart
1999, S.396 wird dieses Elixier ad vitam longam lediglich ohne
genaue
Angabe angedeutet und dazu bemerkt, daß die getrockneten Folia
Hellebori
besser vertragen werden als Zubereitungen aus dem Wurzelstock. Aus
Gründen
der Sorgfalt wäre es 1999 angemessen gewesen, die Erforschung der
Inhaltsstoffe
bzw. Toxikologie vollständig wiederzugeben (wie in meiner Studie
s.o.
Abschn.III) und den deutschen Verdrängungswettlauf
(s.u.Anm.28)
anzudeuten, der die genannte Rezeptur nicht mehr auf den Markt
läßt.-
Folia Hellebori waren Bestandteil des Gerner Energeticum-Tees und auch
der
Teemischung 54 "Senioren-Fit-Tee" in : Erich Rauch/Peter Kruletz,
Heilkräuterkuren
aus dem Schatz der Naturmedizin, Niedernhausen/Ts. 1987 S.129 (mit
Verweis
auf Scheller).
(17) Honegger (s.o.Anm.13) S.216
(18) genannt in Madaus (s.o.Anm.1)S.1529-1530 , Gessner-Orzechowski
(1974)
S.146, Fritz Menge S.196 (s.o.Anm.5), Hagers Handbuch der
pharmazeutischen Praxis, vollständige vierte Neuausgabe, hrsg.
P.H.List/L.Hörhammer, fünfter Band: Chemikalien und Drogen
(H-M), Berlin/Heidelberg/New York
1976 S.44 (und S.48), R.F.Weiß, Lehrbuch der Phytotherpie,
Stuttgart 6.erw.Aufl. 1985 S.231-232, Karl Hiller/Matthias Melzig,
Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band
A bis K, Verlag Spektrum Heidelberg/Berlin S.393, Ulrich Jürgen
Heinz, Das Handbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Freiburg i.Br. 1984
S.386, Bruno Vonaburg, Helleborus niger - die Christrose.
Homöopathisches Pflanzenbrevier, in: Zeitschrift
Naturheilpraxis (NHP) 1994 S.51
(19) FROHNE/PFÄNDER, Giftpflanzen. Ein Handbuch für
Apotheker, Ärzte,
Toxikologen und Biologen, Stuttgart 1995 S.176 , verglichen mit dem
Aufsatz
Horst KATING/Wilhelm WIßNER, Untersuchungen über
herzwirksame
Glykoside bei den europäischen und kleinasiatischen Arten der
Gattung
Helleborus, in: Pharmazeutische Zeitung 119.Jg./ 5.12.1974 Nr.49
S.1985-1994
(20) Max WICHTL/E.Lorch, Isolierung von Beta-Ecdyson und Macranthosid I
aus
Wurzeln und Rhizomen von Helleborus niger subsp.niger (Ranunculaceae),
in:
Pharmazie 52 (1997) 12 S.964-965
(21) Christof SCHNÜRER, Klinische Erfahrungen mit Helleborus niger
bei
Tumor- und Aids-Kranken, in: Der Merkurstab. Beiträge zu einer
Erweiterung
der Heilkunst 6/95 S.536-558
In dem Pilotstudien-Bericht "Anwendung von Injektionspräparaten
aus
Helleborus niger in den Potenzen D3 bis und mit D6 bei Patienten mit
rheumatoider
Arthritis, durchgeführt im Krankenhaus für Naturheilweisen in
München
im Jahre 1995" (Prüfarzt Dr.R.Wagner, Leiter der klinischen
Prüfung:
Dr.B.Ostermayr, Monitor: Dr.P.Goedings, Fa. Helixor) (Juli 1996, 29
SS.)
werden Ergebnissse und Vergleiche von 12 Casus (keine Monotherapie)
vorgestellt.
Empfohlen wird Hell. in niederer Potenz, wenn Apis hom. und/oder
Bryonia
hom. versagt haben.
Mit Hell.nig. D3 aquos. (Fa.Helixor) werden immuncompetente
Mononuclearzellen des peripheren Blutes in vitro stimuliert, so
A.Büssing und K.Schweizer, Effects of a phytopreparation from
Helleborus niger on immunocompetent cells
in vitro, in: Journal of Ethnopharmacology 59 (1998) 139-146
(22) RAML S.203
(23) Spagyrik: Kunstwort (angeblich von Paracelsus, bestehend aus
griech. spao-ich trenne und ageiro-ich vereine) oder wenig
gebräuchliche Bezeichnung für Alchymie (etwa vergleichbar dem
alten Wort "Scheidekunst") - dafür stehen Namen wie Paracelsus, im
17. Jahrhundert der Iatrochemiker Joh.R.Glauber,
auch Jan B. van Helmont, im 19. Jahrhundert Carl Fr. Zimpel (1800-1878)
als
Schüler von Arthur Lutze, im 20. Jahrhundert Alexander v.
Bernus
(1880-1965) mit Laboratorium Soluna in Donauwörth, gegründet
1921,
Conrad Joh. Glückselig mit Fa. Phönix in Bondorf, Krauß
mit
Fa. Iso früher in Regensburg, jetzt Ettlingen, Ulrich J. Heinz
früher
in Asperg oder Peter Beyersdorff mit Fa. Pekana in Kisslegg/Allg.
Ihre Herstellungsvorschriften wurden im HAB 1 registriert unter
-Abkürzung: spag. Zimpel Vorschrift 25 und 26 (Hersteller:
Staufen-Pharma, Göppingen)
-Abkürzung: spag Krauß Vorschrift 27, 28,29,30 (Hersteller:
Iso)
-Abkürzung: spag bidest Vorschrift 31 (Hersteller: Schwarz und
Heinz)
-1991 wurde das Pekana-Spagyrik-Verfahren als Vorschrift 47a und 47b
aufgenommen.
A.v.Bernus, Alchymie und Heilkunst, Nürnberg 4.Aufl.1981, S.23
empfiehlt
als Kompendium: Edmund O. Lippmann, Entstehung und Ausbreitung der
Alchymie,
1.Bd. Berlin 1919, 2.Bd. 1931
(24) Farbbildvergleich von spagyrischer und homöopathischer
Urtinktur (DC-Verfahren) aus China regia, in: Peter
Beyersdorff/ Fa.Pekana,
Spagyrik -Die vitalenergetische Therapie, Kisslegg o.J. S.18
(25) Apotheker Carl Müller, Spagyrisches Heilverfahren nach
Dr.med. Zimpel,
Göppingen überarb. Aufl. 1978 S.3:
-"Die unverdünnte spagyrische Essenz entspricht im allgemeinen der
4.
homöopathischen Dezimalpotenz."
Ebenso Staufen-Pharma, Göppingen (Hrsg.), Spagyrische
Arzneimittel-Lehre 1953 S.7 (ebda S.57 wird Hell.nig. abgehandelt) .
Dagegen schrieb Hans-Josef FRITSCHI, Spagyrik nach Carl-Friedrich
Zimpel, in: Report Naturheilkunde 7/1997
S.11: Urtinkturen aus getrockneten Pflanzenmaterialien entsprechen der
1.
Dezimalpotenz (O/=D1)."
(26) laut R. Hänsel/K.Keller et al. (s.o.Anm.5)S.348 Anm.24:
Bundesanzeiger Nr.22a vom 3.2.1988 , wobei die
"Regeldosierung" aktualisiert wurde (Berichtigung von
Bekanntmachungen über die Zulassungen und
Registrierungen von Arzneimitteln...vom 2.Juli 1993).
(27) Hell.nig e planta tota bekannt gemacht am 17.2.1986,
veröffentlicht im Bundesanzeiger Nr.199a vom
20.10.1989 und Nr.85 vom 8.5.1991
(28) Pierre Schmidt-Zitat von Dr. Klunker angesichts einer britischen
Studie
über Rhus tox. D 6 als kollektives Simile für 33 Cox-
und/oder
Gonarthrosepatienten am Londoner Royal Homeopathic Hospital (Editorial
in:
ZKH 27/1983 S.134) sowie Christian Reiter/Christoph Abermann,
Unkontrollierte Niedrigpotenzeinnahme mit letalem Ausgang (in: ZKH
46/2002 S.18-28)- das Verschweigen
dieses gut dokumentierten Protokolls aus Österreich in der
Heilpraktiker-Presse
ist umso unverständlicher, als der Tod der Leichtathletin Birgit
Dressler
mit eben dem (übermäßigen) Einnehmen gemischter
Tiefpotenzen
zusammengebracht worden ist, aber - damals - nicht (öffentlich)
eindeutig
belegt wurde. Jetzt ist es so weit: an der (exhumierten Leiche einer)
32jährigen
Patientin sicherte der Gerichtsmediziner eine Entmarkungsneuropathie
(wie
nach einer Schwermetallvergiftung) nicht an den Arsen-speichernden
Organen
Leber und Nieren, sondern an dem Ausscheidungsorgan Harnblase; da ein
Giftattentat
durch ihren Ehemann ausgeschlossen wurde, folgerte der
Gutachter:
Tiefpotenz (welcher Hersteller?) kann sehr wohl Organe pathologisch
verändern.
- Hahnemanns Zitat "...unentgeltlich verabfolgen zu lassen, damit
der
Arzt nicht nur von der Güte dieser göttlichen Werkzeuge zum
Heilen
überzeugt sei, sondern sie auch seinen Kranken (Reichen und Armen)
ohne
Bezahlung geben könne." (in: Organon VI § 271 Anm.) steht
sinngemäß auch in seiner Denkschrift von 1832 (in:
Gesammelte Kleine Schriften 2001 S.233).
(29) Frohne/Pfänder (s.o.Anm.19) S.177
(30) Roth/Daunderer/Kormann (s.o.Anm.15) S.394 - Nachtrag aus Madaus
(s.o.Anm.1)
S.1530: Fürth beschrieb 1905 Vergiftung durch Helleborus-Samen bei
15jährigem
Jungen mit den Symptomen:
-"Es zeigte sich sofort heftiges Brennen auf der Zunge, etwas
später Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Kratzen und
Würgen im Schlund und
in der Speiseröhre. Der Puls war gering, arhythmisch, das
Sensorium leicht
benommen, die Pupillen erweitert. Im weiteren Verlauf traten
Schlafsucht, Kopfschmerzen und brennender Durst ein. Die Genesung
erfolgte erst nach sechs
Tagen."
(31) zit. in Roth/Daunderer/Kormann (s.o.Anm.15) S.395
(32) zit. in: Gesammelte Kleine Schriften (s.o.Anm.9) S.243
(33) Erich UNSELD, Helleborus niger, in: AHZ 214/1969 S.49-57
(Kurzfassung von Julius Mezger, Gesichtete Homöopathische
Arzneimittellehre, Heidelberg 9.verb.Aufl. 1991, S.714 )
(34) Simonne FAYETON, Ein Fall von Helleborus niger, in: Deutsches
Journal
für Homöopathie 13/1994 S.303-307
(35) Rez. der ersten, von Fritz Stockebrand übers. Auflage
1960,
in: ZKH 5/1961 S.83-91 sowie über Dr. Voisin als Verbreiter der
klinischen
Richtung der Homöopathie im Ausland siehe Martin
Dinges,Weltgeschichte der Homöopathie-
Länder.Schulen.Heilkundige, München 1994 S.264 und 266,
wieder zitiert in Josef M. Schmidt, Taschenatlas der
Homöopathie in Wort und Bild, Heidelberg 2001 S.215
(36) zit. nach ZKH 5/1961 S.107 und "Therapeutische Winke
für Anfänger
nach Foubister", in: ebda 7/1963 S.41
In ZKH 9/1965 S.176 (im Zusammenhang mit postvaccinalen Komplikationen)
nach
O.Julian: Konvulsion nach Keuchhusten-Impfung mit
Hyperpyrexie Hell. C5 (fortges. S.228).-
Da in Frankreich nur homöopathische Potenzen zwischen C1 und
C30 offizinell sind, bedeuten Angaben (z.B. "C6 bis 15"
oder "C9 bis
DM") keinen Zwang.
In ZKH 11/1967 S.7 (im Zusammenhang probiotische Therapie von Dietrich
Berndt):
Typhoid 8jähriger Junge,
grazil, hochgradig Kopfweh,
er preßt den Kopf mit Händen, Meningismus, erfolgreich war
Hell. D12 stündlich .-
In ZKH 21/1977 S.29 Hilmar Deichmann (1917-1980)
übersetzte aus Clarke:
- Hell. nach Commotio durch groben Schlag, wenn Arn. versagt hatte;
eine
Pupille anders weit als die andere, Patient schläfrig, antwortet
zögernd,
zieht Bein beim Gehen nach, Hinterkopf- und Nackenweh, ebenso Kopfweh,
das
als "stumpfsinnig machend" beschrieben wird.
In ZKH 22/1978 S.239 (Th. Raspe): bei Infekt ohne Befall der
Mundschleimhaut Hell. D10 - Mundgeruch.-
In ZKH 25/1981 S.251: (im Zusammenhang Dentitio difficilis) Diarrhoe
bei
Zahnung Hell.
In ZKH 26/1982 S.160 wird der Hinweis (von Bönninghausen seiner
Physiognomik
von Hell. extra vorangestellt) wiederholt: nur zwei Mittel haben
ziemlich
konstante allgemeine Verschlimmerung zwischen 16h und 20h: Hell.
und
Lyc. Inzwischen gibt das Synthetische Repertorium II 8 für diese
Modalität
9 Mittel an, das Complete Repertory S.2809 sogar 16 Mittel (darunter
nur
Lyc. 3w, hell. 2w neben 5 anderen Mitteln). Wir zitieren der Sorgfalt
wegen
aus Bönnunghausens "Physiognomik" (s.o.Abschn. V3) S.613:
- "Nur da, wo eine derartige periodische Wiederkehr scharf und bestimmt
sich
ausspricht, wie z.B. Abends nur von 4 bis 8 Uhr (HELL. und LYC), oder
genau
um dieselbe Stunde (ANT-T., IGN.,SABAD.) ist ein besonderes Gewicht
darauf
zu legen und nur dafür zu sorgen, dass keine Gegenanzeigen
dabei
vernachlässigt werden." (AHZ 60(1869)99)
In ZKH 32/1988 S.48: wahlanzeigendes Symptom muß pathologisch
sein, hier aus Arzneimittelbild Hell. das Symptom Nr.32 (RAML 3
S.207) "Ekel vor
Fleischfette (über eine Woche lang), während Brod und mageres
Fleisch
gut schmeckt." J.T.Kent (1849-1916) hatte für eine Rubrik "desires
meat"/Fleischverlangen
ein Kind mit Helleborus-Symptomen so beschrieben: "Das Kind verlangt
heftig
nach Fleisch, weist alles andere zurück. Gierig krallt es sich am
Fleischteller
fest; ließe man es, so würde es sich den Mund bis zum
Ersticken
mit Fleisch vollstopfen." --
Hell. ordnete Dr. Pierre Schmidt (1894-1987) den
Homöopsorica (in ZKH 1964, 59) zu (mit Verweis auf Trinks) -
während v. Bönninghausen S.613 "Nicht-Antipsorische Arznei"
geschrieben hatte.
(37) siehe Religion der Arznei. Das ist Herr Gotts
Apotheke. Erfindungsreiche
Heilkunst. Signaturenlehre als Wissenschaft, Radebeul 4.Aufl. o.J S.126
Mit Verweis auf den "Herbarius" (s.o.Anm.16) hielt auch
Dr.Schlegel
die Folia Hell. "als großes Erhaltungsmittel im Alter des
Menschenlebens"
(ebda S.124), sie stellen ohne Zweifel das mildere Arzneipräparat
dar
(ebda S.126).
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