GRIPPEERKRANKUNGEN
von Dr. Douglas M. Borland Übersetzung: Markus
Acker
BAPTISIA Die Symptome von Baptisia sind denen von Gelsemium sehr ähnlich. Ich persönlich achte verstärkt auf Baptisia, wenn ich Gelsemium in Erwägung ziehe. Im Gegensatz zu Gelsemium-Patienten wirkt das Colorit von Baptisia-Patienten düsterer. Sie vermitteln einem den Eindruck, als sei ihr Gesicht ein wenig gedunsen und geschwollen; ihre Augenlider sind schwer, aber stärker kongestioniert und wie betrunken im Gegensatz zu den hängenden Lidern von Gelsemium. Die Lippen sind wie bei Gelsemium kongestioniert und ziemlich bläulich verfärbt. Mental sind Baptisia-Patienten stärker toxisch belastet als Gelsemium-Patienten, sie sind weniger auf Draht, verwirrt, und haben Schwierigkeiten, sich darauf zu konzentireren, was sie gerade tun. Sie werden ein wenig verwirrt, was ihr Körpergefühl angeht, dabei kann es sein, dass sie das Gefühl bekommen, ihre Beine seien nicht an Ort und Stelle. In den Amen entwickeln sie eine ganz bestimmte Mißempfindung; manche Patienten haben das Gefühl, ihre Arme seien abgetrennt und versuchen, sie wieder anzubringen, andere wiederum empfinden Taubheit der Arme. Damit verknüpft ist die allgemeine Baptisia-Verwirrtheit. Den Patienten ist nicht recht klar, warum sie da sind, wo sie sind, worüber sie sprechen oder versuchen zu reden. Und sie sind sich nicht im Klaren darüber, ob nicht jemand anderer zu ihnen spricht, jemand anderer, der mit ihnen im Bett liegt. Sie sind einfach trunkener als Gelsemium-Patienten. Wie man es auch bei der etwas intensiveren toxischen Belastung erwarten darf, sind die lokalen Beschwerden deutlich stärker. Die Zunge ist schmutziger, die typische Baptisia-Zunge ist ziemlich faulig. Im Anfangsstadium einer Erkrankung ist der Zungenkörper für gewöhnlich gelb belegt und die Ränder dunkelrot verfärbt. Der Patient hat immer einen fauligen Foetor. Damit einhergehend bildet sich viel fadenziehender, zäher Speichel, der dem Patienten im Halbschlaf aus den Mundwinkeln tröpfelt. Infolge werden die Lippen belegt, reißen ein und werden evetuell blutig. Unterschiede zu Gelsemium tauchen auf. Der Baptisia-Patient ist offensichtlich stärker erkrankt. Er befindet sich in einem viel toxischeren Zustand, er ist betäubter aber gleichzeitig viel empfindlicher, seine Arme, Beine, sein Rücken, er hat Schmerzen überall. Er beklagt sich, dass das Bett zu hart ist; jeder Druck ist schmerzhaft. Und trotz seines toxischen Zustandes ist er häufig ruhelos und dauernd in Bewegung, um eine bequemere Lage zu finden. Baptisia-Patienten schwitzen stark, aber im Gegensatz zu den etwas säuerlichen Ausdünstungen bei Gelsemium stinkt der Schweiß eindeutig. Dies zieht sich bei Baptisia wie ein roter Faden hindurch, alles ist übelriechend. Mund, Geruch, Schweiß, Durchfall (wozu Baptisia-Patienten neigen) Sputum, alles ist übelriechend, viel stärker, als man es bei Gelsemium findet. Mund und Rachen sind bei Baptisia im Gegensatz zu denen bei Gelsemium viel dunkler rot, ein düsteres, dunkles rot. Baptisia ist ziemlich anfällig für ulcerative Veränderungen an den Tonsillen, die sich bis auf den weichen Gaumen ausdehnen. Und dabei kommt es wieder zu dieser bemerkenswerten Ansammlung von schmutzigem, eiweißhaltigen und stark stinkendem Schleim. Gelegentlich findet man einen Baptisia-Rachen mit ausgedehnter Ulceration die eigenartigerweise unempfindlich ist. Gewöhnlich jedoch ist der Rachen schmerzhaft; schwieriges und schmerzhaftes Schlucken, Engegefühl und Unfähigkeit feste Speisen zu schlucken. Wie man bei diesem fauligen, infektiösen Geschehen erwarten kann, neigt der Prozess dazu, sich in die Ohren auszudehnen, und verursacht Völle, Verstopfungsgefühl und Schmerzen. Oft kommt es zu einem Mittelohrabszess, nicht selten zur Ausbildung eines Infekt des Mastoids. Hierbei ist häufiger das rechte Ohr und das rechte Mastoid betroffen. Und wenn es zu Mastoiditis kommt, ist die Prognose wirklich sehr ernst. Früh schon entsteht eine Thrombose, und ich meine damit wirklich erstaunlich früh, wodurch sich die Prognose entsprechend verschlechtert. Bei einer Baptisia-Grippe mit eindeutiger Beteiligung des Mastoids, Schmerzhaftigkeit und Röte über der betroffenen Region, ist es erstaunlich, wie schnell sich der Fall innerhalb von zwei bis drei Stunden verändert, nachdem man Baptisia gegeben hat. Der Patient, der eben noch so toxisch belastet war, dass er Zeichen meningealer Reizung entwickelte, erholt sich ganz offensichtlich schon nach der ersten Dosis des Mittels. Im Gegensatz zu Gelsemium sind Baptisia-Patienten immer durstig. Sie haben ein dauerndes Bedürfnis nach Wasser, aber wenn sie viel auf einmal trinken, wird ihnen häufiig schwindlig. Kleine Mengen vertragen sie gut, aber ihr Durst ist immer eins ihrer größten Probleme. Für gewöhnlich haben Baptisa-Patienten wenig Husten. Sie haben ziemlich starke Atemnot und Engegefühl in der Brust, was sich durch Niederlegen verschlimmert und durch frische Luft bessert. Und wenn sie husten, dann wird der Husten eher durch einen Reiz im Kehlkopf hervorgerufen als durch Ansammlung von Sputum in der Brust. Während Grippen neigen diese Patienten sehr zu Magen- oder Leberbeschwerden. Oft begleiten akute Diarrhoen mit starken Tenesmen und ausgeprägten Koliken mit hellem Stuhl den Prozeß. Die Patienten haben intensive Schmerzen überall. Alle Körperteile sind empfindlich gegenüber Druck; sie haben akute Gelenkschmerzen, wie gezerrt oder zerschlagen; Bewegungen sind sehr schmerzhaft. |
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