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 Bedeutung der sechsten Auflage von Hahnemanns Organon (Org.VI) 1842/1921/1992

 
In seinem Leitfaden "Methodik der Homöotherapie" bezeichnet Artur Braun den §153 Org.VI als Schlüssel zum Simile; der Vergleich des Bildes der Krankheit mit dem Bild der Arzneiwirkung am Menschen habe Hahnemann über zwei Jahrzehnte beschäftigt, erkennbar an Veränderungen des §129 der 1.Auflage von 1810 in der Folgezeit. Dr.Braun schreibt auf S.62; ìIn der 2.Auflage ändert sich neben der Nummer (§160) der Inhalt nur unwesentlich: aus den auffallendern, sonderlichen, charakteristischen Zeichen werden die auffallendern, sonderlichen, ungemeinen und eigenheitlichen (charakteristischen) Zeichen und Symbole." 

Der Nachsatz der 1.Auflage erklärt es: die allgemeinen  Zeichen verdienen weit weniger Aufmerksamkeit, weil man damit nichts voneinander unterscheiden könne, weder einen Kranken vom nächsten noch eine Arznei von der anderen. Nötig zum homöopathischen Heilerfolg ist nach §7 Org.VI die Gesamtheit der Zeichen und Symptome des Krankheitsfalles, um daraus nach §153 Org.VI die  auffallendern, sonderlichen, ungewöhnlichen und eigenheitlichen Zeichen und Symbole auszuwählen. Der Textumfang hatte von 1810 bis 1842 zugenommen: von 271 §§ mit 222SS. auf 291 §§ mit 307 SS. größeren Formats, wobei die Einleitung von 48 SS. durch mehr Beispiele auf 104 SS. erweitert worden ist. Statt des Gellert-Zitats verwendete Hahnemann die Horaz-Zeile : aude sapere als Motto. 

Hahnemann, der in der V.Aufl. bes. gegen die Halbhomöopathen" polemisiert hatte, deutete in Org.VI §161 verfeinerte Potenzanwendung für chronisch Kranke an, was er in § 246 Anm. präzisierte: höher dynamisierte Arznei täglich für längere Zeit. Am wichtigsten aber sind seine ausführlichen Angaben zur Herstellung der 50.000er Potenzen im stark erweiterten  § 270. Entsprechend  verändert soll das Einnehmen sein - und bes. bei chronisch Kranken keine Erstverschlimmerung auslösen, so §161 (mit Verweis auf §247, 270), Wiederholung der Arznei, die durch 10-12 Schüttelschläge dynamisiert worden ist (§ 238 und bes. §248), Gaben so klein wie möglich und allmählich erhöht  (§280-282). 

Wie Hahnemann selbst in seiner Pariser Zeit therapierte, ist uns heute aus seinen transkribierten Journalen (im IGM, Stuttgart) geläufig (s.AHZ 235/1990 und ZKH 43/1999). Dieses 1842 zum Druck bestimmte Manuskript läßt sieben verschiedene Handschriften erkennen; wichtig ist dies zu wissen, weil Dr.  Richard Haehl seine Leipziger Ausgabe von 1921 auf einer heute nicht mehr bekannten Abschrift basierte - und allein von seiner Hand stammen die Anm.7 und 6 des § 270 und Anm.1 des § 284: es ist die einzige Stelle, wo prophylaktisch Sulf. als antipsorische Kur intra gravidit. empfohlen wird und das Wort "Psora-Theorie" auftaucht (laut Josef M. Schmidt, Standardausgabe 1996 S.384). 

Die textkritische, d.h. das Original wiedergebende Edition von 1992/1996 umfaßt Hahnemanns Arzterfahrungen: er schrieb über den Gegensatz von Allopathie und Hom.(Org.VI §52-56), nannte Wesen und Therapie chronischer Miasmen (§78, 204,282, 284), definierte in §148: natürliche Krankheit ist  nur durch geistartige Potenz erzeugt, daher Heilung durch künstliche geistartige Potenz; er verlangte,  chronisch Kranken nur eine Arznei zu geben (§161, in §§ 246-248 von niederer Gabe zu höherer) und untersagte ausdrücklich Doppelmittel (§273 Ende). Er sah aber auch als berechtigt an : Riechen an Arznei (§284), Magnetisieren (§287), Mesmerisieren (§288), Anwenden von Elektrizität (§286), Massagen (§285) und verträgliche Bäder (§291). 

Der Erst-Herausgeber Dr. Haehl bezeichnete Org.VI als  "Grundbekenntnisschrift der Homöopathie durch ihren Urheber und Entdecker" (S.XXXI) - wir Nachgeborenen stimmen zu und zitieren die Edition 1992/1996. Und das anvisierte Lehrbuch der Homöopathie ohne Psoratheorie gibt es auch schon (s. "Geschichte der Homöopathie. Was hat sich in der Homöopathie seit Hahnemann geändert?"   Anm. 15 und 16) .


 
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