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Arzneistoffe in alphabetischer Ordnung
 

Lateinische Bezeichnung  Kürzel  Deutsche Bezeichnung  Geprüft durch:  Familie 
Agaricus muscarius
Amantia muscaria 
agar. Fliegenpilz 

HAB I Vorschrift: 3a 

Verwendet wird der frische Fruchtkörper 

"Kleine Mengen genügen oft schon zur Vergiftung." 

"Genesung kann nach 5-24 Stunden erfolgen."

"Tod kann nach Genuß von 4 frischen Fliegenpilzen eintreten." LBH

Schreter und E. Stapf 1828 

Hahnemann prüfte Agaricus 1830 mit 12 Personen und führte 715 Symptome auf HC

Apelt 1831 

Hartlaub zitiert Woost und Seidel 1831 

Die österreichiche Prüfungsgesellschaft unter Prof. v. Zlatarowich prüfte Agaricus an 18 Personen Österreichische Zeitschrift für Homöopathie1863  OHZ

Allen zitiert 48  Prüfer sowie viele, eindeutige, Vergiftungssymptome. Er führt 2496 Symptome auf.

Amanitaceae
                    Photo:  Gudjons



 
THEMA 
"Gradual onset. Many symptoms (Tub.). IRREGULAR, ANGULAR, UNCERTAIN AND EXAGGERATED MOTIONS (Ign.); he reaches too far, staggers or steps too high, drops things, etc." BgS

ALLGEMEINES 
Das Gift des Fliegenpilzes wirkt neurotoxisch auf das zentrale und periphere Nervensystem. Im Giftwirkung wird im wesentlichen durch die Wirkstoffe Muskimol und Muscarin beherrscht. 

  • Das Zentralnervensystem wird durch Muskimol beinflußt, welches die Bluthirnschranke passiert und stark psychomimetisch wirkt; ähnlich übermäßigem Alkoholkonsum. Die Gemütsstimmung wird veränderlich, heiter, erregt, verwirrt, reizbar und zornig. Es entwickelt sich ein ekstatischer, rauschartiger Zustand mit ausgesprochener Geschwätzigkeit, Singen, Schreien, Juchzen und gleichzeitiger Nichtansprechbarkeit auf die an ihn gerichteten Anrufe und Fragen. Bei starken Vergiftungen nimmt die Reizbarkeit bis zum Wahnsinn zu, und es kommt zu Wutanfällen und deliranter Tobsucht. Auffällig ist eine Neigung zu rhythmischen Bewegungen und Gliederverrenkungen, die mit großer Leichtigkeit stattfinden und sich zu epileptiformen, choreatischen Krampfanfällen mit klonischen Zuckungen steigern. In dieser Phase besteht eine unnatürliche Steigerung der Muskelkraft. Nach dieser Hochphase entwickelt sich zügig ein Stadium der Depression mit Absinken sämtlicher Funktionsenergie, großer Schwäche und Mattigkeit sowie Koordinationsstörungen der willkürlichen Muskulatur. Das Unvermögen sicherer Bewegungen äußert sich durch Fallenlassen von Gegenständen, Zittern der Glieder, rauschartigem Taumeln, Hin- und Herbewegen des Kopfes, Sprach- und Schreibstörungen. Typisch sind ataktische Bewegungen beim Schreiben und Treppabgehen. "Gegenstände erscheinen viel zu groß. Bei Sibiriaken wurde beobachtet, daß sie über kleine Gegenstände mit hohen Schritten steigen, als wären es Baumstämme. Eine kleine Vertiefung erscheint wie ein schrecklicher Abgrund, ein Teelöffel Wasser wie ein riesiger See." MzM
  • Das Parasympathikomimetikum Muscarin wirkt auf die sekretorischen und motorischen Endfasern cholinerger vegetativer Nerven und somit auf die Endigungen des Parasympathikus sowie auf die Schweißdrüsennerven des Sympathikus. Typisch ist die Sekretionssteigerung des exokrinen Pankreasanteils, der Gallenblase sowie aller echten Drüsen. An den Hohlorganen, wie Bronchien und Bronchiolen, Ösophagus, Magen und Darm führen spastische Kontraktionen zu Bronchialmuskelkrämpfen und gesteigerter Peristaltik des Magen-Darmtraktes. Hier treten Koliken und Tenesmen auf, die durch den Abgang von Stuhl und Blähungen gebessert werden. Durch die Erweiterung der Blutgefäße in der Peripherie sinkt der Blutdruck, das Herz schlägt anfangs bradycard, dann unregelmäßig und frequent. In schweren Vergiftungsfällen kollabiert der Kreislauf unter kalten, klebrigen Schweißen, und das Herz bleibt in der Diastole stehen. 
Koordinationsstörungen und Krämpfe sowie nachfolgende lähmige Schwäche der willkürlichen und unwillkürlichen Muskulatur sind charakteristische Symptome der Fliegenpilzwirkung. Darüberhinaus äußern sich Störungen nervöser Impulse auf der Haut. Infolge der gestörten nervösen Beeinflussung des Kapillarsystems kommt es zu generalisierter oder partieller Kälteempfindlichkeit und Paraesthesien der Haut. Ameisenlaufen, Kribbeln, Prickeln und feinstechende Empfindungen, wie von heißen oder kalten Nadeln stellt sich ein (vgl.sec.), fleckigen Hautrötungen, die Erfrierungen oder Verbrennungen ähneln. 

MODALITAETEN 
Verschlimmert durch: 
Kälte. Frost. Frische kalte Luft. Rauhreif. Naßkaltes und schwüles Wetter. Vor und während Gewitter. Sonne. Geistige Anstrengung. Koitus. Ausschweifungen. Alkohol. Tabak. Nach dem Essen. Berührung. Druck auf die Wirbelsäule. Morgens. Während Menses. Furcht. 

Gebessert durch: 
Leichte Bewegung. Stuhl- und Harnabgang. Schlaf (Zuckungen). 

GEMUET 
Geschwätzigkeit; singt, trällert, redet zusammenhanglos und wechselt dauernd das Thema. Trägt Gedichte vor. Proklamiert. Prophezeit Dinge. Albernes Benehmen; küsst Hände. Reagiert nicht auf die an ihn gerichteten Fragen. Mürrisch, egoistisch und teilnahmslos. Verwirrt; wie betrunken. Gedächtnisschwäche; findet nicht die richtigen Worte. Abneigung gegen Arbeit; insbesondere geistige Arbeit. Apathie und Benomenheit. Furcht. "Nervöse Überlebendigkeit der Kinder mit psychischer und motorischer Unruhe, lacht, singt, tanzt und rennt ausgelassen umher. Verlangsamte und späte Entwicklung der Kinder (spätes Sprechen- und Gehenlernen, ungeschickte Bewegung.)" MzM "Das Hirn scheint spät entwickelt. Kinder lernen spät Laufen und Sprechen; das entspricht einer Kombination der Mittelbilder von zwei andern Arzneien: Natrium muriaticum (spätes Sprechen) und Calcarea carbonica (spätes Laufen). Bei Calcarea kommt das von einer Schwäche der Knochen, bei Agaricus von einem geistigen Gebrechen, einer Entwicklungshemmung des Verstandes."KMD

KOPF 
Schwindel wie durch Alkohol, < durch Sonne. Dumpfe, drückende Kopfschmerzen > durch Stuhl und Harnabgang. Kopfschmerzen mit Nasenbluten. Kopfschmerzen mit dem Gefühl von Eiseskälte unter der Haut. Unwillkürliche Bewegungen des Kopfes; vor und zurück, Rollen des Kopfes. Krämpfe der Kopf- und Nackenmuskulatur."Throbbing, beating cephlagie, with a sensation of stiffness of muscles of face." HeG

AUGEN 
Verschwommenes Sehen; beim Lesen verschwimmen die Buchstaben < durch Lesen bei künstlichem Licht. Akkomodationsschwäche der inneren Augenmuskeln. Diplopie. Kurzsichtigkeit. Sehschwäche. Ruckende Bewegungen der Augäpfel. Nystagmus. Erweiterte oder verengte Pupillen. Druck und Schweregefühl der Augen. Jucken und Brennen wie bei Konjunktivitis. Krampfhaftes Schließen und Fibrillieren der Augenlider. Augenlider brennend, dick und trocken. 

OHREN 
"Redness, burning itching of ears, as if they had been frozen." HeG Ohrensausen. Schwerhörigkeit und Taubheit; scharfes Gehör. Reißende Schmerzen des äußeren Gehörgangs. 

NASE 
Röte der Nase. "Chronic inflammation of external nose." HeG Trockene, empfindliche Schleimhäute. Geschwürs- und Schorfbildung. Wässrige Absonderungen ohne Schnupfen. Blutige schleimige Absonderugen. Nasenbluten alter Menschen. Verstopfung der Nase < durch Bücken. 

GESICHT 
Idiotischer, gedunsener Gesichtsausdruck. Grimassieren; bei Kindern. Zucken der Gesichtsmuskeln, Röte des Gesichts und der Nase, mit Hitzegefühl und Pulsieren im Kopf. Das Gesicht juckt und brennt. "Pain in the cheeks, as from splinters." PhM

MUND 
"Pains in superior maxillary bones and teeth." HeG Blutendes Zahnfleisch. Speichelfluß. Schaum vor dem Mund. Zunge belegt. Foetor. Wunde Schleimhäute. "Tounge; dry, tremulous; one side numb, with vertigo." PhM Aphthen an Zunge und Gaumen. Zittern der Zunge; artikuliert sich mühsam. 

HALS/KEHLKOPF 
Zusammenschnürendes, trockenes, kratziges Empfinden in Rachen und Speiseröhre, immer wieder < beim Versuch zu singen. Trockenheit mit Schluckstörungen. Spannungsgefühl in der Schilddrüse; Gefühl als sei der Hals zu eng. 

BRUST 
Kitzeln in der Luftröhre. Hustenattacken enden in Niesen, oder Husten und Niesen gleichzeitig. Plötzliche Hustenattacken < vormittags. Als ob der Husten aus der Wirbelsäule kommt. Husten hört erst auf, wenn die volle Blase entleert ist. Husten < durch Essen, Trinken und Tabakrauchen. Leichtes Abhusten gelantineartiger, durchsichtiger Schleimklumpen. Enge und Zusammenschnürungsgefühl der Brust. Verlangen tief zu Atmen. Herzklopfen; während des Koitus, beim Liegen auf dem Rücken, morgens beim Erwachen, < durch Kaffee, Tee oder Alkohol. "Palpitation most in evening." HeG Angina pectoris; Druckschmerz oder brennendes Stechen vom Herzen zum linken Schulterblatt. "Inflammation of lungs. Consumption of lungs; tuberculous consumption." HeG

ABDOMEN 
Enormer Appetit, aber Schluckstörungen. Heißhunger, ißt mit großer Hast und Gier. "Abneigung gegen gebratenes Fleisch." MzM Brennender Durst. Aufstoßen; leer, schmeckt wie Ÿpfel, wie faule Eier. Aufstoßen abwechselnd mit Schluckauf. Übelkeit, Völle und Druck im Magen. Gefühl eines Klumpens im Epigastrium. Krampfartige Magenschmerzen mit Angst, > durch Erbrechen. Bitteres Erbrechen mit Schwäche und Stichen im Rektum."Sense of oppression at cardiac region, as if cavity of thorax was narrowed." HeG Roemheld Symptomenkomplex. Fermentationsstörungen mit Borborygmus und reichlichen Blähungen. Leibschmerzen > durch Blähungsabgang. Schmerzen im linken Hypochondrium mit Borborygmus in der Flexura lienalis. Seitenstechen der Läufer. Mit Blähungen versetzte Durchfälle. Schleimige oder grünliche Durchfälle. Heißer Flatus. 

NIEREN/HARNWEGE 
Stockender Harnabgang; der Harn tröpfelt, setzt aus und fängt nach einiger Zeit wieder an zu fließen. Harn fließt nur im Sitzen. Muß pressen beim Wasserlassen. Urin: reichlich, farblos, hellgelb. 

MAENNLICHE GENITALIEN 
Sexuelle Erregung aber schwache Erektion. Nach Koitus große Schwäche, niedergeschlagen und < aller Beschwerden. 

WEIBLICHE GENITALIEN 
Juckreiz der Scham mit starker sexueller Erregung. "Awful, almost intolerable bearing-down pain." HeG Menses zu reichlich. "Nipples, itch and burn, look red; during pregnancy."PhM Beschwerden nach Schwangerschaft, nach Koitus, während Menses. 

NACKEN/RUECKEN 
Zerschlagenheitsschmerz der Nackenmuskeln wie zu kurz, beim Vornüberbeugen. Schmerzhafte Empfindlichkeit der Wirbelsäule, < durch Druck. Einschießende, brennende Schmerzen tief in der Wirbelsäule. "Pain in lumbar region and sacrum especially during exertion in daytime and while sitting, pain, sore aching; back not sensitive to touch." HeG Schmerzen im ganzen Rücken wie zerschlagen oder verrenkt mit Verlangen sich zu dehnen; als ob die Muskulatur zu kurz sei. Schwäche der Rückenmuskulatur < durch Gehen und Stehen. Plötzlich einschießende, stechende Schmerzen im Kreuz, dass man keinen Schritt mehr gehen kann. Als ob kühle Luft über den Rücken streicht; wie eine Aura. 

EXTREMITAETEN 
Muskelzuckungen und unwillkürliche, veitstanzähnliche Bewegungen. "While walking, alternate stretching and flexion in lower limbs, causing a strange lifting and sinking of body, accompanied by merry, incoherent talking." HeG Zuckungen der Muskeln und Sehnen. Zittern der Hände und ungeschickte Bewegungen; läßt Gegenstände fallen. "Klamm-Schmerz im rechten Daumen-Ballen, beim Schreiben (n. 1,8 St.) (Lgh.)" HC   Steigerung der Muskelkraft, kann sehr schwere Lasten tragen. Absolute Kraftlosigkeit der Glieder; besonders in den Beinen. Schwankende Bewegungen des Körpers wegen Kraftlosigkeit der Beine. Zittern und ziehende Muskelkrämpfe, wie elektrische Schläge in den Beine. Brennende, durchbohrende Gliederschmerzen. "In den Beinen entstehen die Schmerzen (fast aller Art) fast immer beim Sitzen und Stehen, seltener beim Gehen; durch Bewegung mindern und verlieren sie sich. (Ap.)" HC Empfinden, als ob die Beine nicht zu ihr gehören. 

HAUT 
Überempfindlichkeit der Haut. Eisnadelprickeln. Starkes Frösteln und sehr empfindlich gegen kühle Luft; Gänsehaut. Die Haut schmerzt anhaltend bei Kälte und durch Druck. Brennender Juckreiz bei geröteter und geschwollener Haut; wie erfroren. Erfrierungen sowie Verbrennungen der Haut. "Angio-neurotic oedema" PhM

SCHLAF 
Häufiges Gähnen als Begleitsymptom vor Schmerzen oder Krämpfen. Unwillkürliches Lachen nach dem Gähnen. Tagesschläfrigkeit; nach den Mahlzeiten. Ungewöhnliches Schlafbedürfnis, kann aber nicht einschlafen. Zuckungen beim Einschlafen. Häufiges Erwachen. Lebhafte Träume. 

FIEBER/FROST/TEMPERATUR 
Große Kälteempfindlichkeit des ganzen Körpers. Gefühl von eisigen oder heißen Nadeln unter der Haut. Wärmegefühl. Schweißausbrüche durch geringfügige Ursachen. Nachtschweiße. "Chilled easily; sweats easily; sweats on alternate sides." PhM


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