Arzneistoffe in alphabetischer Ordnung
Die Tuberculine in der Homöopathie
"There have been many preparations from different manifestations of tubercle, and they all act." TyM |
Lateinische Bezeichnung | Kürzel | Substanz: | Quellen: | Familie |
Der englische Arzt Thomas G. Morton verwendete 1689 den Begriff "Tuberkel" für die charakteristischen Läsionen der Lungenschwindsucht. Daraus leitete Johann Lucas Schönlein (1793-1864) im Jahre 1832 den Begriff Tuberkulose ab. | Alle Präparate werden nach HAB I, Vorschrift 44 (für Urtinktur
aus abgetöteten Kulturen von Mikroorganismen) hergestellt. Ausnahme ist
Tuberculinum Burnett, das nach HAB 1, Vorschrift 43 präpariert wird.
Die Angaben, welches Ausgangsmaterial, verwendet wird, sind zitiert nach
Bundesanzeiger (BAnz. 130) v. 17.Juli 1991
Verwendet wird: |
Die Arzneimittelbilder der einzelnen Tuberculine wurden weniger aus Prüfungen als aus klinischen Erfahrungen abgeleitet. | Nosoden | |
Tuberculinum Swan | tub-h-s. | Trituration getrockneten, tuberkulösen, menschlichen Sputums. Eingeführt in die Homöopathie im Jahre 1879 durch den Amerikaner Samuel Swan (1815-1893). "Morbific products will cure the diseases that produced them, if given in the highest potencies and to any but the one from whom it was taken." - S. Swan ORG | Swan Samuel, "A materia medica of nosodes and morbific
products", Press of Pusey & Co, New York 1888
SsM
Swan Samuel, "Tuberculinum - Case illustrative of the generalisation or Law", The Organon 1879. Vol 1, Seite 342-346 ORG |
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Tuberculinum Burnett (Bacillinum Burnett) | bac. | Mazeration einer tuberkulösen Lunge; polybazillär, enthält außer tuberkulinen-, Bazillen von Mischinfektionen. Eingeführt durch J. Compton Burnett (1840-1901). Hergestellt durch Heath. - Verwendet wird tuberkulöses Lungengewebe zusammen mit dem Inhalt von tuberkulösen Kavernen (heutzutage von Schlachttieren). "......ist jedoch Bedingung, dass unter dem Mikroskop der Kochsche Bacillus nachweisbar ist." JuM | Burnett J. Compton, Prüfung an sich selbst.
"I took it in varying doses at various times, the 30, C., C.C., in the forms
of pilules." "New cure for Consumption by its own virus", 1890-1894,
BuN
Clarke John H., Prüfung an sich selbst, mit C 30 und C 100, ebda. Boocock Robert, "A partial proving of Bacillinum", Aug. 1892, Homoeopathic Recorder, HRC Sankaran Rajan, Prüfung an ca. hundert Personen anlässlich eines Seminars in Spiekeroog am 22.10.1993 SrSu |
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Tuberculinum Koch | tub-k. | |
Nebel sen., Antoine, Montreux "Bruchstücke einer
Tuberkulinprüfung" Prüfung an initialtuberkulös Erkrankten,
Zeitschrift des Berliner Vereins homöopathischer Aerzte 19/1900
ZBV
Teacher, Geo. H. M.D, Penna, Philadelphia, erstellte eine Pathogenese, "Tuberkulin", Characteristic symptomatology and clinical symptoms, Homoeopathic Physician 1912 HPH |
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Tuberculinum bovinum Kent | tub. | |
Kent, J.T., "Lectures on homoeopathic Materia Medica"
, KM
Paschero, Thomas P. "Tuberculinum" - Übersetzung der spanischen Monographie von 1950, Journal of the American Institute of Homoeopathy" Dezember 1996 JAI |
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Tuberculinum aviare | tub-a. | Erregerkulturen der Vogeltuberkulose. Eingeführt durch Francois Cartier, Paris 1896. - Verwendet wird gefriergetrocknetes aviäres Tuberculin (DAB 9), ohne Zusatz von Konservierungsstoffen. | Cartier, F., "Bacillinum, Tuberculinum and Aviare - Viruses of Tuberculosis", Int. Homoeopathic Congress, Paris 1896, AnM | |
Tuberculinum Denys | tub-d. | |
Denys, J., "Tuberculosis and tuberculosis work"
Adlard & Don and West Newman, 1916, London
DnM
Julian, O-A., "Materia medica der Nosoden, 9. Auflage, 1999" JuM |
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Tuberculinum Marmorek | tub-m. | |
Vannier, León, "Les Tuberculiniques et leur Traitment
Homeopathique", Paris 1947
VnM
Julian, O-A., "Materia medica der Nosoden, 9. Auflage, 1999" JuM |
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Tuberculinum residuum Koch | tub-r. | |
Julian, O-A., prüfte Tub-r. in C 5, C 7 und C 9 an zwei Frauen und zwei Männern in den Jahren 1960-1962. "Biotherapie et Nosodes", Paris 1962 JuM | |
Tuberculocidinum Klebs | tub-klebs. | Mehrfach von Kultur zu Kultur weitergezüchtete humane Tuberkulosestämme, die mit Kresol versetzt werden. - Das Ausgangsmaterial ist unzureichend definiert. | Stübler, Martin, "Enuresis", AHZ 1969/4, S. 146-147 AHZ | |
B.C.G. | bcg. | Der Tuberkuloseimpfstoff. Suspension lebender Mikroben aus Kulturen eines abgeschwächten Stammes. Hergestellt durch A. Calmette und G. Guerin. | Julian O-A, "A proving of BCG", Hahnemann Gleanings
1981 Feb. 48(2): 87-88 HGL
Friedrich, U., "Beobachtungen zur Wirkung der BCG-Nosode", ZKH 40 2/1996 KHZ |
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Tuberkulinum Spengler Bei dem Spengler´schen Immunkörper handelt es sich nicht um Homöopathie. Es ist hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, um die Bedeutung der Mischinfektion hervorzuheben. Spenglers IK wird in Tropfenform hergestellt zum Einreiben in die Ellebeugen. | tub-sp. | Serum von Tuberkelbazillen und Mischinfektionen immunisierter Kaninchen. Erstmalig hergestellt durch Carl Spengler (1860-1937) und der Fachwelt als sog. Perlsuchttuberkulin vorgestellt. "Ein neues immunisierendes Heilverfahren der Lungenschwindsucht mit Perlsuchttuberkulin" von Dr. Carl Spengler in Davos, DMW Nr. 31/1904, 1129-32 | Rilling, S., "Vom Tuberkulinum zum Immunotherapeutikum", Heidelberg 1991 RiM |
ZUR SUBSTANZ Tuberculinum wurde von Samuel Swan (1815-1893) in die Homöopathie eingeführt. Er benutzte eine Trituration aus getrocknetem humanem Sputum. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde mit den unterschiedlichsten Bakterienkulturen und Extrakten sowie Seren immunisierter Tiere experimentiert. "Die Zahl der Tuberkulinpräparate ist im Laufe der Jahre eine sehr große geworden, man zählt zwischen 30-40 verschiedene, die aus den Bazillen von Menschen und vom Tiere, von Warm- und Kaltblütern (Rindern, Vögeln, Schildkröten usw.) gewonnen werden."SfM Unter der Bezeichnung Tuberkuline werden somit nicht nur die Nosoden tuberkulösen Ursprungs wie Bacillinum, Tuberculinum Koch-, bovinum, aviaire, residuum und Denys eingeordnet, sondern auch Seren und Vakzine, deren Wirkung grundsätzlich milder ist. Indikationen für den Gebrauch der Tuberkuline ergeben sich aus den Prüfungen der einzelnen Präparate und aus der klinischen Erfahrung der in der Tuberkulinära geheilten Fälle. Vergleiche hierzu das Themenheft des Deutschen Journals für Homöopathie 2/1984. Die Symptomenreihen der einzelnen Präparate wurden in den homöopathischen Arzneimittellehren durchmischt, eine exakte Trennung hat seit Swan nicht stattgefunden. F. Witzig hat sich die Mühe gemacht und in seiner Arbeit "Über Bacillinum Burnett" die Quellen hinter den Symptomen aufgeführt. Hier wird deutlich, dass eine genaue Unterscheidung nur schwer möglich ist, da schon H.C. Allen (1836-1909) die Symptomenreihen von Tuberkulinum Swan, Bacillinum und Tuberkulinum Koch durchmischt hat. Eine recht vollständige Übersicht über Tuberculinsymptome bietet die Studie von Margret Burgess Webster (1933) und die Arbeit von Gabriele Schwartze-Grossmann (2000), ohne zwischen den Präparaten zu differenzieren. Eine vergleichende Studie der einzelnen Präparate wurde von Sheilagh Creasy (2001) vorgenommen. -Die wenigen reinen Prüfungssymptome von Bacillinum sind im nun folgenden Text unterstrichen gekennzeichnet. Die Symptome der Prüfung durch A. Nebel (1870-1954) sind Tuberkulinum Koch zugeordnet. Clarke und Julian haben die Symptome dem Koch´schen Präparat zugeordnet, wohingegen Mezger (1891-1976) behauptet, Nebel habe Bacillinum geprüft. Nebel selbst macht keine genauen Angaben zu der Substanz, die geprüft wurde, betont allerdings die Wichtigkeit, "....Toxine der verschiedenen pathogenen Microben genau zu prüfen, um sie therapeutisch verwerten zu können." Die Prüfung wurde an initial tuberkulös Erkrankten durchgeführt, die Krankheitserscheinungen waren ".....die allerleichtesten." Die für Bacillinum typische Schleimansammlung im Rachen mit Auswurf großer Mengen Schleim, der leicht abzuhusten ist, wurde nur von dem Prüfer mit der Nr. 42 entwickelt. Auch die Häufigkeit des Auftretens von Schwindelsymptomen während der Nebel´schen Prüfung, die bei Burnett, Clarke und Boocock fehlen, sowie die markante bräunliche Verfärbung der Haut, die der Toxinwirkung zuzuordnen ist, lassen annehmen, dass Nebel ein Koch´sches Präparat geprüft hat. Nebel vertrat die Auffassung, dass es unter der Behandlung mit Tuberkulinen zu einer gesteigerten Toxinausscheidung komme, und setzte parallel zu der Basisbehandlung sogenannte Drainagemittel ein. Er mischte Ceanothus, China regia, Crataegus, Hydrastis, Solidago und Taraxacum zu jeweils gleichen Teilen in der sechsten Dezimalpotenz und verabreichte es mehrmals täglich. Dieses Vorgehen wurde später unter anderem von León Vannier (1880-1963), der über große klinische Erfahrung in der Behandlung tuberkuliner Patienten verfügte, modifiziert, in dem er je nach Symptomenbild jeweils spezifische Drainagemittel wie Ipecacuanha, Drosera, Corallium rubrum, Cuprum aceticum etc. anwendete (Vergleiche hierzu Wolf Bloss, "Homöopathische Behandlung mit Tuberkulinen", ZKH 1973, S 171-174, 226-235). Abgesehen von den Unschärfen der Arzneimittellehre entsprechen die heutigen Ausgangsprodukte wegen ihrer Filtration und Autoklavierung nicht mehr der originalen Verordnung. Während die künstlich erzeugten Präparate wie Koch, residuum Koch, Denys, Marmorek etc. eindeutig definiert sind, aber auch bovinum und aviare hinsichtlich der Herstellung eindeutig behandelt werden, sind die Mittel Bacillinum, Tuberculocidinum Klebs und Spenglers IK. unzureichend definiert. Bacillinum wird heute nicht aus der Mazeration einer menschlichen tuberkulösen Lunge hergestellt, sondern aus der von Schlachtvieh. Einige Hersteller benutzen für die Herstellung von Bacillinum tuberkulöses menschliches Sputum ohne organpathologische Anteile, so dass es sich also eher um das Swan´sche Mittel Tuberkulinum humanum sputum handelt. Über die Widersprüche zwischen historischer und heutiger Arzneimittelherstellung informiert das Lehrbuch der Homöopathie , Kapitel 21.8. Die Vielzahl der Tuberkuline, die um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert hergestellt wurden, ist Ausdruck der ehrgeizigen Suche nach einem Heilmittel für die Tuberkulose. Obwohl die Koch´sche Lymphe erst durch die orale Applikation in der Homöopathie mit Erfolg einsetzbar wurde, hat auch hier der isopathische Gebrauch nicht die gewünschte Wirkung erbracht. Entgegen Burnetts Hoffnung hat sich Bacillinum ebensowenig als spezifisch heilsam bei Tuberkulose erwiesen wie Tuberkulinum Koch. Der Gebrauch aller Tuberkuline sollte deshalb nicht nach isopathischen, sondern nach streng homöopathischen Gesichtspunkten erfolgen. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Tuberculinum bovinum am stärksten in unseren Repertorien vertreten ist und die meistens klinischen Erfahrungsberichte von ihm stammen. Finden sich in einem Standardrepertorium ca. 2500 Symptome für Tub-bovinum, so sind es für Tub-Koch nur knappe dreißig. Dies ist bedingt durch den Einfluss der amerikanischen Homöopathie, die zudem auch maßgeblich prägend auf die südamerikanische und indische Homöopathie gewirkt hat. In diesen Ländern ist Tuberkulinum bovinum das routinemäßig verordnetet Mittel, wohingegen gerade in der französischen Homöopathie den Mitteln Aviare, Denys, Marmorek und residuum Koch eine stärkere Bedeutung zukommt. Ausnahme ist der Spengler´sche Immunkörper, der ja streng genommen nicht der Homöopathie zuzuorden ist. Seine Indikation richtet sich nur nach klinischen Gesichtspunkten bzw. nach der ihm eigenen Gesichtspunkten der Verordnung. |
THEMA "Bacillinum- Since it must be distinguished from Koch´s Tuberkulin- is a Maceration of a typical tuberculous lung. Koch´s lymph is an extract in glycerine of dead tuberculous bacilli. The former is compound natural infection; the latter is a product of laboratory experiment. In the first, various bacteriological species are associated which give, clinically, an apperance of cachexia and of hectic fever; from the other we may sometimes observe vascular, cardiac, renal changes having no connection with the "syndrom" of pulmonary tuberculosis. To place these products together in the pathogenesy gives an absolutely wrong sense, and the fact that both contain Koch´s bacillus gives no excuse for confounding them. In my opinion there are, from a homoeopathic point of view, distinct differences between Bacillinum and the Koch´s lymph." Dr. Francois Cartier, Physician to Hospital St. Jacques, Paris, at the International Homoeopathic Congress 1896.
CAUSA
ALLGEMEINES 1. Merkmale tuberkuliner Belastung sind: - ausgeprägte Veränderlichkeit sämtlicher Beschwerden mit Unbeständigkeit aller Symptome, die plötzlich kommen und gehen, zieht sich als roter Faden durch die tuberkuline Disposition. Die Psyche ist labil, dauernden Stimmungsschwankungen unterworfen, schreckhaft und ängstlich. Dabei geistige und körperliche Unruhe mit ständigem Bedürfnis nach Bewegung und Ortswechsel. -Tuberkuliniker sind die geborenen Cosmopoliten. Im Widerspruch zu der ausgeprägten Veränderlichkeit des Befindens steht eine hartnäckige Reaktionsstarre bei der Überwindung eben dieser Unbeständigkeit. - "I felt very weak." -bac.Boocock HRC Allgemeine Schwäche und schnelle Ermüdbarkeit; Heranwachsender, Erkrankter, rekonvalescenter und alter Patienten. "Rasche Abmagerung (Ausnahme: blühende Schwindsucht, Tuberculinum Denys)KoeL Der heranwachsende Tuberkulinpatient ist häufig frühreif, zu schnell gewachsen, schmalbrüstig, mager und kraftlos. "Great weakness, did not want to be disturbed." -bac.CM Er schwitzt bei geringster Anstrengung und sein Nachtschweiß färbt die Wäsche gelb. Es besteht Erkältungsneigung mit zügigem Fieberanstieg, immer wiederkehrenden HNO-Infekten, adenoiden Vegetationen, rezidivierenden Tonsillitiden und Bronchitiden und Beteiligung regionärer Lymphknoten. Die konstitutionelle Schwäche bietet bei Erkrankungen wenig Widerstand, und so bleibt der Krankheitsprozess häufig in der Rekonvalescenz stecken, um bei der nächsten Gelegenheit wieder aufzulodern und immer tiefere konstitutionelle Spuren zu hinterlassen. Der alternde Tuberkuliniker ist trotz guten Appetits abgemagert, kraftlos, müde und kachektisch. - starkes Verlangen nach frischer Luft, Verschlimmerung bei feuchter Kälte, Wetterwechsel und in geschlossenen Räumen. - Pigmentierung der Jochbeine und Schläfen. Schuppende, juckende Ekzeme am ganzen Körper. Dyspetische Beschwerden mit oder ohne Zahnbeteiligung. Chronische Enteritis mit hartnäckiger Obstipation oder Diarrhoe, Enuresis und Blasenschwäche. Hartnäckige, häufig periodisch wiederkehrende Kopfschmerzen, die tief im Schädelinneren oder als Reifen um den Schädel empfunden werden. 2. Indikationen: - Tuberculinum Burnett: Polybacilläres Präparat mit organpathologischen Anteilen. "Bacillinum was the earlier production; and, glancing through Burnett´s epoch.making "New Cure of consumption", in the light of one´s large experience in the use of, Tuberkulinum bovinum, probably the infinetely more potent for good of the two." TyM -"Bacillinum wird sicher die Thematik eines Menschen wiedergeben, der sich mit einer ihn verzehrenden Krankheit auseinandersetzt, während Tuberkulinum bovinum eher das Thema eines kranken Rindes, das in den Schlachthof geführt wurde, zeigt." Witzig - Tuberculinum Koch: Indiziert bei allen Krankheitszeichen tuberkuliner Belastung. Fast alle Organe können betroffen sein; Lunge, Niere, Drüsen, Lymphdrüsen, Haut und Schleimhäute. Überaktive, hagere, schnell erschöpfbare Patienten mit schlaffer Haltung und schwacher Muskulatur. Polar wechselnde Symptome: Fiebrig mit Kälteschauer, Blässe im Wechsel mit Röte der Wangen, Appetitlosigkeit im Wechsel mit Heißhunger, körperliche und psychische Symptome wechseln sich ab, wandernde Gliederschmerzen, euphorische Stimmung wechselt mit hoffnungsloser Verzweiflung. Sehr reisefreudig; wechselt dauernd den Ort, den Beruf, den Partner, den Arzt. "Bei aktiven Prozessen der Lunge ist der Verwendung von Tuberkulin Koch dringend zu widerraten." MzM (Vergleiche hierzu den Artikel "Tod durch Tuberkulinum" von W. Gleason, Journal of Homoeopathics, Vol. III, S. 86, 1899, Übersetzt durch I. Seider im Dt.J.f.Hom. 2/84, S. 176) - Tuberculinum bovinum: Indikationsgebiet wie Tuberkulinum Koch, allerdings deutlich milder in der Wirkung. - Tuberculinum aviare: Indiziert, wenn die Lungenspitzen betroffen sind; bei broncho-pulmonalen Komplikationen im Rahmen einer Grippe oder nach Masern, isnbesondere bei tuberkulinischer Disposition. - Tuberculinum Denys: Der Patient sieht gut genährt aus, mit rotem kongestioniertem Gesicht. Krankheiten haben akuten, plötzlichen Charakter, in denen sich der Organismus von der Toxinbelastung befreien möchte. Brüske Schleimhautreaktionen, heftiger Schnupfen, akute Gastritis etc. Plötzliches Unwohlsein scheinbar gesunder Patienten, starke Ermüdung bei geringfügiger Belastung, plötzliches Fieber bei geringster Anstrengung, plötzliche Schwäche mit Depression, hypotone Kollapszustände. Plötzlich auftretende, periodische Migräne, die alle 14 Tage oder alle ein bis zwei Monate auftritt und ebenso plötzlich wieder verschwindet. - Tuberculinum Marmorek: Magere, frostige, verstopfte, appetitlose Patienten mit trockener Haut. Neurasthenisch, blass, nervös und überempfindlich. Rezidivierende Fieber ohne erkennbare Ursache; häufig mit morgendlichem Fieber und Entfieberung am Nachmittag. Von Gelenk zu Gelenk wandernde rheumatische Beschwerden mit Neigung zu Kontrakturen. Trockene, rote Lippen mit aufgesprungenen Mundwinkeln. - Tuberculinum residuum Koch: Blasse, magere anergische Patienten mit grauem Teint, trockener Haut, violetten Lippen und schlechter Ausscheidung. Indiziert bei Arthritiden, Fibrosen und degenerativen Arthrosen. Ankylosierung und Knötchenbildung der Gelenke. Unempfindlich gegenüber atmosphärischen Einflüssen. - Tuberculinum Klebs: Nach Stübler bei Enuresis in der Pädiatrie indiziert, wenn vier Merkmale beim Patienten vorliegen: - Tuberkulinum Spengler: Indiziert bei rezidivierenden Erkältungskrankheiten. Anämische Patienten mit auffallend blasser Haut. Temperaturerhöhung vor den Menses; bei adipösen Frauen vom Calcium carbonicum Typ. Subakute, flüchtige rheumatische Beschwerden.
KOPF
AUGEN
OHREN
NASE
GESICHT
MUND
HALS/KEHLKOPF
BRUST
ABDOMEN
NIEREN/HARNWEGE
MAENNLICHE GENITALIEN
WEIBLICHE GENITALIEN
NACKEN/RUECKEN
EXTREMITAETEN
HAUT
SCHLAF
FIEBER/FROST/TEMPERATUR |
KASUISTIK
Im Winter 97/98 wurde N. wegen eines Pseudokruppanfalls mit einer Cortisoninjektion
behandelt. Im Frühjahr 98 entwickelte er erstmals Heuschnupfen mit Konjunktivits,
Fließschnupfen und Hustenattacken. Kurze Zeit später gingen diese
Attacken dann in eine asthmatoide Bronchitis über, bis dann durch einen
Pulmologen Asthma bronchiale diagnostiziert wurde. Im Vorfeld bestanden,
lt. Aussage der Mutter, seit der Säuglingszeit nicht juckende Hautauschläge
an Rumpf und Beinen, die seit Frühjahr 98 nicht mehr aufgetreten sind.
Fall von Asthma bronchiale: Sechsjähriger Junge N. (geb.17.02.1992) wird von der Mutter wegen Asthma bronchiale vorgestellt. Trotz konsequenter Inhalationsbehandlung mit DNCG, Sultanol und Atrovent kommt es zu anfallsartigen, insbesondere nächtlichen Hustenattacken mit keuchender Atmung und Dyspnoe. Am Ende einer Attacke wird etwas glasig-schleimiger Auswurf abgehustet. Seit einiger Zeit enden die Hustenattacken mit Erbrechen. Bei den Attacken ist N. weinerlich und beruhigt sich erst wieder, wenn die Mutter ihm den Rücken streichelt und etwas massiert. Umstellung auf Inhalataion mit DNCG und Pulmicord, durch einen Pulmologen, vor einigen Wochen, brachte keine Besserung. Ein Epicutantest hat Reaktionsbereitschaft auf Frühblüher, Hausstaub, Tierhaare, Bettfedern und Eiweiß ergeben. Die Mutter leidet an rezidivierenden Hautauschlägen in den Ellenbeugen, Kniekehlen, unter den Achseln sowie hinter den Ohren, die von verschiedenen Dermatologen, mal als endogenes Ekzem, mal als Neurodermitis diagnostiziert wurden. -Vor N´s Geburt war sie jahrelang beschwerdefrei. Seit der Geburt hat sich diese Neigung wieder etwas verstärkt. Z.Zt. ist sie symptomlos. Der Vater der Mutter ist Allergiker seit Jahren. Er leidet unter saisonal auftretendem Heuschnupfen. Die Mutter der Mutter leidet seit Jahren unter multipler Sklerose. N´s Vater ist seit Jahren Hypertoniker. Im Rahmen eines Allergietests wurden bei ihm Nahrungsmittelallergien verifiziert, die ihm subjektiv nicht bewusst waren. N´s Mutter beschreibt ihre Schwangerschaft als unkompliziert. Sie hat zwei Kinder geboren. G. die Tochter wurde 1988 durch eine Sectio entbunden. N. wurde normal entbunden. In den ersten Monaten hatte er ein wenig Milchschorf. N. wurde ein knappes Jahr gestillt. Bei der Nahrungsumstellung entwickelte er Koliken. Seit dieser Zeit besteht eine habituelle Stuhlträgheit. Im Laufe der Jahre ist dies etwas besser geworden, aber die Stühle sind voluminös, hart und können nur unter Anstrengung entleert werden. Die periodischen Untersuchungen des Kinderarztes waren unauffällig. Der Fontanellenschluss, die Fähigkeit des Sitzens, Krabbelns, Stehens, Laufens, Verstehen und Sprechen regelrecht. Die Zahnung war unproblematisch. N. hatte Windpocken und in den letzten Jahren häufiger Schnupfen und Husten. Erkältungskrankheiten gehen mit hohem Fieber und starkem allg. Krankheitsgefühl einher. Er ist geimpft gegen Polio, Diphtherie, Tetanus, Masern, Mumps, Keuchhusten. Der Hausarzt möchte gegen Hep. A u. B impfen. Eine Entscheidung hierüber steht noch aus. N. ist 120 cm groß und wiegt 25 kg. Die anfängliche Scheu weicht schnell seinem Interesse an Mundspatel, Ohrspiegel und Stethoskop. Er ist unruhig, aber bemüht sich kooperativ zu sein und lässt sich bereitwillig untersuchen. Der Waldeyer´sche Rachenring ist etwas gerötet. Die Zähne sind plombiert. Trommelfelle darstellbar und o.B. NAP´s druckschmerzfrei. Die Atmung ist spastisch und über beiden Lungenflügeln besteht diffuses Giemen und Brummen, sowie leise Rasselgeräusche bei der Expiration. Leichtes Abklopfen der Lunge provoziert Hustenattacken, bei denen nur wenig Schleim abgehustet wird. N. ist ein brunetter Typus, mit dunklem Teint und trockener Haut. Auf dem Rücken und auf den Oberarmen finden sich multiple bis etwa erbsgroße helle, trockene leicht schuppende Hautstellen im Sinne einer Pityriasis alba. Der Mutter ist diese Hauveränderung erstmalig vor ca. einem halben Jahr aufgefallen. Seit Beginn der Erkrankung besteht eine Neigung zu Schweißen, nach nur geringfügiger Anstrengung. N. schwitzt zuerst am Kopf. Die Mutter beschreibt N. als umgänglich, solange man nicht zu viel von ihm verlangt. Pflichten, wie z.B. das Aufräumen seines Zimmers, kommt er nur sehr widerwillig nach. Er kann dann sehr stur werden und widerspricht. Er hat viele Freunde und ist beliebt. Er möchte im Mittelpunkt stehen. Seit dem 5. Lebensjahr hat er Angst beim Alleinsein und in der Dunkelheit entwickelt. Vorher ist den Eltern das nicht aufgefallen. Die Familie macht zweimal im Jahr Urlaub auf Kreta und dort muss N. deutlich weniger Husten. Auch die Atmung erschien den Eltern am Meer gebessert. N. isst gerne Kartoffeln, Nudeln, Reis, Fleisch, Fisch, Rotkohl und Möhren, Marmelade, Schokolade und insbesondere Eier. Besonders gerne mag er rohes Gemüse, wie z.B. Kohlrabi und Möhren, früher auch stückeweise rohe Kartoffeln. N. trinkt ein bis eineinhalb Liter Wasser bzw. Apfelschorle. Außer Rotkohl und Möhren mag er kein gekochtes Gemüse. N. hat eine starke Abneigung gegenüber Milch, Butter, Quark und Käse. Unverträglich sind Coca-Cola, Gummibärchen, Sie provozieren Übelkeit und Erbrechen. Eiskalte Getränke provozieren ebenfalls Erbrechen. Folgende Symptome werden für die homöopathische Arzneimittelfindung berücksichtigt: (KD, Mac-Repertory): Gemüt; PFLICHT, um das Pflichtgefühl
zu stimulieren, Die Hilfskonstruktion, statt der Angstrubriken, die Furchtrubriken zunehmen, sowie das mangelnde Pflichtbewusstsein, die ausgeprägte Obstipation und die kariösen Zähne geben dann den Ausschlag für Calcium carbonicum. N. erhält am 01.10.1998 Calc. in Q 6 als dil.in aqua (Op Zinsser) mit einer Dosierung von 1 x 5 Tr/d. Am 05.11.98 findet eine kurze Kontrollkonsultation statt. Der nächtliche Husten hat aufgehört. N. hustet aber noch bei Anstrengung. Die Schweiße bei Anstrengung sind weg. Z.Zt ist die Nase etwas verstopft. Der Stuhl ist etwas leichter. Am 23.11.98 erhält er Calc. in Q 9 als dil. in aqua (Op Zinsser)mit einer Dosierung von 1 x 5 Tr/d. Am 15.12. 98 ergibt die Auskultation der Lunge einen deutlich besseren Befund. Z.Zt. ist N. erkältet und hustet wieder etwas mehr, hat aber schon seit Ende November keinerlei Luftnot mehr. Die nächtlichen Attacken sind seit Mitte November nicht mehr aufgetreten. Die Mutter hat die Inhalationstherapie abgesetzt. Der Stuhl hat sich normalisiert. Keine Schweiße mehr. Am 12.01.99 stellt die Mutter N. wieder vor. Seit einigen Tagen hustet er wieder anfallsweise. Allerdings hat sich der Husten etwas verändert. N. klagt über Kitzelempfindung im Kehlkopf. Die Hustenstöße sind trocken und kurz. Die Lunge ist auskultatorisch spastisch, aber es tritt kein Giemen oder Brummen auf. -Abklopfen des Rückens provoziert Husten. N. ist lt. Aussage der Mutter etwas umgänglicher geworden. Er hängt an ihrem Rockzipfel und ist liebebedürftiger als vor einigen Monaten. N. erhält Phos 6 als dil. in aqua (Op Zinsser) mit einer Dosierung von 1 x 5 Tr/d. Am 26.01.99 findet eine kurze Kontrolle statt. Die Mutter berichtet, dass der Kitzelhusten sofort nach der ersten Dosis Phos. aufgehört hat. Die Auskultation der Lunge ergibt wieder einen deutlich besseren Befund als vierzehn Tage vorher. In den darauffolgenden Monaten erhält N. Phosphor in aufsteigenden Q Potenzen bis zu Q 18. In der ersten Jahreshälfte wird N. gegen Hep.B. geimpft. Er erhält seine letzte Impfung Mitte Juni. Abgesehen von einigen Erkältungen, die mit unspezifischen Mitteln wie Lymphocyl etc.behandelt werden, ist das Jahr 99 unauffällig. N. befindet sich in regelmäßiger pulmologischer Kontrolle. Im Herbst 99 wird die homöopathische Behandlung ausgesetzt. Am 10.04.00 stellt die Mutter ihn wieder vor. Seit einigen Tagen hat N. wieder kurze, trockene Hustenattacken. Er hat wässrigen Fließschnupfen, Tränenfluss und gerötete, brennende, beißende Augäpfel. Die Lunge ist spastisch, giemt und brummt. N. erhält wieder Phos 6 als dil. in aqua (Op Zinsser) mit einer Dosierung von 1 x 5 Tr/d, aber diesmal greift die Behandlung nicht. Eine kurze Kontrolle am nächsten Tag ergibt einen etwas gebesserten auskultatorischen Befund, aber die Heuschupfensymptome sind eher schlimmer als besser. Die Verordnung bleibt bestehen bis am Abend des 20.04.00. Die Mutter berichtet, dass N. sich seit Tagen mit den gleichen Beschwerden rumschlägt, ohne dass sich etwas Nennenswertes gebessert hätte. Seit 17.00 Uhr hustet er ohne Unterlass. N. hat Fließschnupfen, Tränenfluss und gerötete Augen. Er schwitzt am Kopf. Die Haare sind nass. Er liegt im Bett, ist sehr unruhig, jammert und wirft den Kopf hin und her. Die Heuschnupfensymptome stehen im Vordergrund. Die Lunge ist spastisch, aber ausgesprochene Luftnot besteht nicht. Die Familie befindet sich in Urlaubsvorbereitungen und die Mutter fragt sich, ob sie überhaupt fahren können. Folgende Symptome werden berücksichtigt: (KD, Mac-Repertory) Kopf; SCHWEIß, Kopfschweiß, Den Ausschlag für die Mittelwahl bedingen die körperlicheUnruhe, die durch die Kopfbewegungen ausgedrückt wird, sowie das Allgemeinsymptom der Besserung seines Allgemeinzustandes an Meeresküste, was weder durch Calc. noch durch Phos. abgedeckt wird. -Brom als mögliche Alternative erscheint zusammenhanglos unter Berücksichtigung der gesamten Kasuistik. N. erhält eine Dosis Tuberculinum bovinum C30 (Op Gudjons), 5 Glob. trocken. Die Mutter berichtet am darauffolgenden Tag, dass das Husten ca. 3 Stunden nach der Applikation aufgehört habe. Seit heute Morgen hat N. Fieber. Die rektale Messung um 12.00 Uhr ergibt 39.5 Grad. Um 18.00 Uhr 38.5 Grad. N. klagt über Kopfschmerzen, möchte liegen und ist sehr apathisch. Er reagiert auf Ansprache, aber ist sehr teilnahmslos. Die Heuschnupfensymptome sind bis auf leicht gerötete Augen und geschwollene Augenlider verschwunden. Er hat nicht mehr gehustet seit gestern Nacht. Die Auskultation der Lunge ist unauffällig. Die Mutter ist sehr verunsichert. N. erhält 5 Glob. S.L. (Saccharum lactis). Am 22.04.00 findet Morgens eine kurze Folgekonsultation in der Praxisstatt. N. ist wie ausgewechselt. Die Heuschnupfensymptome sind völligverschwunden und er fühlt sich gut. Die Familie ist auf dem Weg in den Urlaub. N. erhält in den darauffolgenden Monaten,
am 14.03.01 und am 01.02.02 jeweils eine Dosis Tuberculinum bovinum C 30
(Op Gudjons). Am 04.04.02 erhält er Tub-Koch C 30 (Op Gudjons), am 02.05.02
Tub-Koch C 60 (OpGudjons). Grund für die Wiederholungen waren geringradige
Exacerbationen der Heuschnupfensymptomatik. N. ist seither beschwerdefrei.
Eine nachfolgende internistische und pulmologische Untersuchungen bestätigen
dies. Epikrise: |
Literaturangaben: |
Allen H.C., The Materia Medica of the Nosodes, reprint Jain Publishers (P) Ltd. |
Anshutz Edward Pollock, New Old and Forgotten Remedies, reprint Jain Publishers (P) Ltd. |
Barthel H., Tuberculinum bovinum bei Kindern, Deutsches Journal für Homöopathie, 2/1984, S. 165 - 166 |
Barthel M., Das schwierige Kind, Deutsches Journal für Homöopathie, 2/1984, S. 188 - 189 |
Baur J., Ein Fall von Tuberkulin, ZKH 1/1983, S. 29 - 32 |
Baudemprez Ch., Tuberkulinum, Ubersetzt durch Denise Naessens, ZKH 3/1986, Seite 100 - 110 |
Bloss Wolf, Homöopathische Behandlung mit Tuberkulinen, ZKH 1973, S 171-174, 226-235 |
Boocock, Robert, A partial proving of Bacillinum, Homoeopathic Recorder, August 1892 |
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Für ihre Hilfe bei der Recherche einzelner Artikel danke ich Frau Candida Fenton von der British Homeopathic Library in Glasgow, Frau Beate Schleh vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, Frau Daniela Hacke von der Karl und Veronika Carstens Stiftung in Essen, sowie Herrn Andreas Krakau von der Wolfgang Schweitzer Bibliothek in Hamburg. |
~ Impressum: Markus Acker Praxis für Klass. Homöopathie und Trad. Chin. Medizin - Lärchenstr. 2 D- 53578 Windhagen ~