THEMA
"Violence runs through Belladonna, violence und suddenness. We
associate Belladonna in our minds with sudden violence- violent pain,
violent
headache, violent throbbings, violent delirium, violent mania, violent
starts
and twitchings, violent convulsions." TyM
ALLGEMEINES
Das klinische Bild von Belladonna ist beherrscht durch Erregung des
arteriellen Blutgefäßsystems mit sichtbaren und
spürbaren Kongestionen des Blutes zu Gesicht und Kopf. Neben den
klopfenden Schmerzen mit Rötung des betroffenen Körperteils
ist ein intensives Gefühl von Hitze und Brennen vorhanden. Es ist
der Zustand, in dem sich eine Entzündung zu lokalisieren beginnt.
Die Vorgänge an den Gefäßen und
Nerven laufen allerdings nicht nur entzündlich ab, so daß
die
Indikationsbandbreite von Belladonna neben den klassischen
entzündlichen
Erkrankungen wie Scharlach, Angina etc., eben auch nicht
entzündliche
wie Epilepsie, Neuralgien, Migräne etc. beinhaltet. Indikator
für
den Gebrauch des Mittels ist der plötzliche heftige Beginn einer
Erkrankung.
Belladonna-Erkrankungen beginnen häufig nachts mit zügigem
Fieberanstieg
bis auf sehr hohe Temperaturen. Dabei besteht eine ausgeprägte
Erregung
des Zentralnervensystems. Dieser Zustand des Gehirns wird durch die
Hyperämie
sowie die direkte toxische Beeinflußung hervorgerufen. Brennende,
trockene Hitze mit Röte der betroffenen Körperteile,
schneller
Fieberanstieg und starke neuralgische Schmerzen, die plötzlich
kommnen
und wieder verschwinden, sind typische Leitsymptome von Belladonna.
Oberflächlich
betrachtet kann Belladonna leicht mit Aconitum
verwechselt werden. Für beide Substanzen sind diese
Symptome typisch. Der Krankheitsverlauf bei Aconitum ist allerdings
noch stürmischer als bei Belladonna. Das Aconitum-Fieber ist meist
schon voll entwickelt,
bevor es überhaupt zu einer Krankheitslokalisation gekommen ist.
"The fevers caused by the two drugs are distinguished in the following
manner:
Belladonna does not produce fever primarily from its action on the
sympathetic
nervous system; Aconite does do this. Belladonna acts secondarily on
the
sympathetic and primarily on the cerebro-spinal nervous system, hence
is
of use only when that system is involved, which in children occours
very
early in the case."FM
Die Angst wird bei Aconitum existenzieller erlebt (Furcht
vor dem Tod, sagt die Todestunde voraus). Die Röte des Gesichts
ist
heller als bei Belladonna oder gar Bryonia
. Man findet eine karmesinrote Färbung der Gesichtshaut vor, mit
ausgeprägter Angst; bei Belladonna hochrote glänzende
Färbung des Gesichts
mit starker fühlbarer Hitze, weiten Pupillen und konvulsiven
Bewegungen
der Fazialismuskulatur bis zum Risus sardonicus, wohingegen das Gesicht
des
Patienten, der Bryonia benötigt, dunkelrot bis purpurn und
geschwollen
ist. Bryonia-, Gelsemium - und
Baptisia-Patienten sehen häufig aus wie betrunken. Bei Ferrum-phosphoricum kommt es zu
partiellen Kongestionen. Es bilden sich rötliche Flecke auf der
sonst blassen, erdfarbenen Haut. Das Phänomen der partiellen
Kongestion gibt es allerdings auch bei Belladonna und Aconitum. Bei
beiden Mitteln kann infolge Lageveränderung Blässe und
Röte abwechseln. Eine Wange rot, die andere blass ist
für Aconit ebenfalls typisch (vgl. cham.),
rötliche scheckige Fleckbildung für Belladonna (vgl. bapt.).
Der akute Krankheitsverlauf, auf den Belladonna paßt,
ist gewaltig
wie ein Erdbeben. Der Patient wird aus voller Gesundheit gepackt und
erlebt
binnen Stunden eine massive Bedrohung seiner Gesundheit. Das Mittel ist
besonders
wirksam bei robusten Patienten, die in gesunden Tagen intelligent,
plethorisch,
jovial, unterhaltsam und gewinnend sind, aber während Erkrankung
mit
starken Abwehrreaktionen aufwarten. Sie werden ungehalten, reizbar,
zornig und wild. Belladonna ist ein großes Kindermittel. Die
Temperatur steigt sofort sehr hoch, Völle, Kongestion und
Empfindung von Schwellung sind charakteristische Merkmale; Schmerzen
sind intensiv, schneidend, schießend, greifend, intermittierend,
periodisch, plötzlich kommend und gehend, von wahnsinnigmachender
Intensität. Absonderungen sind heiß und spärlich.
Rechte Seite. Beschwerden durch Sonnenbestrahlung. Wirkt
konstriktiv auf die zirkuläre Muskulatur der Blutgefäße
und Sphinkteren; Hals, Anus, Ductus choledochus etc..
MODALITAETEN
Verschlimmert durch:
Sonnenhitze; erhitzt werden generell. Empfindlich gegen Zugluft am
Kopf; Haareschneiden, Waschungen des Kopfes. Erkältungen. Licht,
Geräusche. Erschütterungen. Unterdrückte Schweiße.
Berührung.
Gesellschaft. Druck. Bewegung. Hängenlassen betroffener
Körperteile.
Nachmittags. Niederlegen. Fixieren glänzender Gegenstände
oder
fließenden Wassers.
Gebessert durch:
Leichte Bedeckung. Nachhintenbeugen des Rumpfes. Ausstrecken der
Glieder. Ruhen im Bett. Stehen. Den Kopf anlegen. Liegen auf dem
Abdomen.
GEMUET
Überempfindlichkeit aller Sinne. Licht, Geräusche,
Erschütterungen. Aufruhr. Wilde delirante Aktivität.
Starke Erregung und Ruhelosigkeit, sich getrieben fühlen. Weint
leicht. Hastiges Reden. Tanzen, Lachen, Pfeifen, Beißen,
Schlagen, Spucken. Furcht vor eingebildeten Dingen. Halluzinationen;
sieht Geister, Gesichter, furchtbare und phantastische
Dinge. Der Patient lebt in seiner eigenen Welt. Ein Engel, wenn gesund,
aber
ein Teufel, wenn krank. "Mental symptoms > taking light food." PhM
KOPF
Kongestive, hämmernde, berstende Kopfschmerzen, besonders in den
Schläfen, < durch Bewegung, Erschütterung, > durch
Hängenlassen der Haare, Auflegen der Hand auf den Kopf,
Zurückbeugen des Kopfes. Kälteempfinden in der Mitte der
Stirn. Schmerzen erstrecken sich vom Kopf zum übrigen Körper.
Schwindel < durch Bücken bzw. durch Aufrichten vom Bücken.
Hydrocephalus. Meningitis; Opisthotonus. Rollt den Kopf hin und her.
Empfindlich gegen Zugluft, Haareschneiden oder Kopfwaschungen. Der
Kopfschmerz von Glonoinum ähnelt dem von Belladonna, insbesondere
nach Sonnenbestrahlung sind die
Symptome fast identisch. Der Unterschied liegt in der
Temperaturmodalität. Während der Glonoinum-Kopfschmerz durch
Wärme deutlich verschlimmert, ggf. sogar durch Kaltauflagen
gebessert wird, ist der Belladonna-Patient sehr
empfindlich gegenüber Kälte des Kopfes. Das Gesicht des
Glonoinum-Patienten ist zudem häufig blasser als das desjenigen,
der Belladonna benötigt (vgl. acon. , amyl-ns.)
AUGEN
Mydriasis. Augäpfel glänzend, hervortretend. Wilder starrer
Blick. Konjunktivitis. Exophthalmus. Lebhafte Halluzinationen, bei
geschlossenen Augen. Farbensehen. Sieht rot. Photophobie. Diplopie.
Triplopie. Nachtblindheit. Anfallsweise Blindheit; danach sieht er
gelb. Augenlider; kongestioniert, geschwollen und wund. Zeilen
erscheinen gekrümmt beim Lesen.
OHREN
Otitis media; Kind weint wegen der Schmerzen. Hämatom. Tinnitus.
Autophonie.
NASE
Rot, geschwollen. Eingebildete Gerüche. Geruch von faulen Eiern.
Tabakgeruch ist unerträglich. Verlust des Geruchsinns. Epistaxis
bei rotem Gesicht.
GESICHT
Hochrote glänzende Färbung des Gesichts mit starker
fühlbarer Hitze, weiten Pupillen und konvulsive Bewegungen der
Fazialismuskulatur
bis zum Risus sardonicus. Rötliche scheckige Fleckbildung (vgl. bapt.). Semilaterale Schwellung des Gesichts.
Neuralgien mit Zucken der Gesichtsmuskulatur. Flush. Unterkiefer nach
hinten gezogen.
MUND
Mund und Zunge heiß und trocken. Die Beläge sind häufig
dünn und weißlich. Der Belag ist so dünn, daß die
Papillen
durchscheinen und so der Eindruck der "Erdbeerzunge" entsteht. An den
Rändern
und der Zungenspitze fehlt er dabei fast gänzlich (vgl.
bry. ). Schreitet die
Erkrankung fort, löst sich dieser Belag, die Zunge wird hochrot
und entzündet sich. Es bildet sich eine hochrote belaglose
Zunge; ausgehend von der Sagitallinie verbreitert sich dieser Streifen
zur
Zungenspitze.
HALS/KEHLKOPF
Heiß und trocken. Tonsillen; vergrößert,
entzündet; rechts < (vgl. lyc).
Schluckzwang; Würgen. Schwellung der cervikalen Lymphdrüsen;
entzünden sich plötzlich und sind berührungsempfindlich.
Sichtbares Pulsieren der Karotiden.
Das klassische Bild einer einfachen Angina tonsillaris. Die Fauces sind
hochrot entzündet, die Tonsillen, insbesondere die rechte, ist
deutlich vergrößert und die Entzündung dehnt sich nach
links aus. Konstriktionsempfindung. Trinkt hastig große Mengen (vgl. bry. )
oder oft in kleinen Schlucken (vgl. ars.) ;
beim Versuch zu trinken kontrahiert die Schlundmuskulatur reflektorisch
und die Flüssigkeit wird durch Nase und Mund nach draußen
befördert. Es bildet sich häufig perlweißes Exsudat
über den Fauces. Es handelt sich nicht um Fibrin, sondern um
Schleim. "There is, therefore, strictly speaking, no resemblance
between the Belladonna inflamation and that
characteristic of diphtheria or membranous croup, so that when
Belladonna is administered in diphteria it must be indicated on other
symptoms than those
belonging to the membrane. The general character of diptheria is that
of
blood-poisening, while Belladonna does not poison the blood." FM Vergleiche
die Wirkung von Atropin, dem Alkaloid der Belladonna.
BRUST
Kurzer, trockener Kitzelhusten < nachts, durch Staub, durch
Gähnen. Schlundkrampf. Empfindlicher Kehlkopf;
Fremdkörpergefühl beim
Husten. Das Kind weint, bevor es hustet. Keuchhusten, mit Schmerzen im
Abdomen
vor einem Anfall; Hämopthisis. Bellender Husten (vgl.
hyos.) . Bellende Stimme. Cheyne-Stoke´sche Atmung.
Stöhnt
bei jedem Atemzug. Schwere, kurze und schnelle Atmung. Asthma < in
feucht-warmem Wetter. Heftiges Herzklopfen mit Angst und vollem,
kräftigem Puls.
Herzklopfen mit schwachem Puls. Sichtbares Pulsieren der Karotiden und
Temporalarterien. "Bubbling at the region of the heart." PhM
ABDOMEN
Verlangen nach Limonade oder Zitronen, die vertragen werden. Durst auf
große Mengen Wasser. Abneigung gegen Getränke.
Durstlosigkeit. "Then as regards the thirst, Belladonna patients
always have a dry mouth. It is always laid down in the textbooks that
Belladonna is intencly thirsty, but I have seen quite a number of
Belladonna pneumonias in which there was very little thirst at all; the
patients complained of the mouth being very dry, hot and burning, and
yet they were not particulary thirsty. So do not put off Belladonna
because the patient is not as thirsty as one would expect from the
statements in the textbooks"BrP Abneigung gegen
Fleisch, Saures, Kaffee, Milch, Bier. Schluckauf mit Schweißen
und Konvulsionen. Erbrechen mit Blässe und Schwäche.
Magenschmerzen erstrecken sich zur Schulter und zum Hals; Druck <.
Abdomen heiß und empfindlich gegen Druck; die Bettdecke wird
nicht vertragen. Vergleiche die Prüfungssymptomatik mit den
klinischen Symptomen. Während der Prüfung ergab sich eine
generalisierte Empfindlichkeit des Abdomens gegenüber Druck.
Hering führt aber mehrmals die Modalität "Druck bessert" auf:
"Clawing around navel; > from pressure". "Pinching colic;
flatulent colic > by stooping forward and pressing the part." HeG
Auftreibung des Colon transversum; wie ein Strang während
Abdominalkoliken. Krämpfe und Koliken; als ob das betroffene Organ
von einer Faust umschlossen wird. Schmerzen im rechten Hypochondrium
erstrecken sich zu Schulter und Nacken (vgl. chel.),
< beim Draufliegen. Schmerzen in der Nabelgegend > durch Druck..
Bauchkrämpfe und Koliken < durch Druck, > durch
Zurückbeugen des Rumpfes (Colozynthis > durch Krümmen).
Herabdrängungsgefühl im Unterbauch, als ob die Eingeweide
nach außen drängen < durch Liegen, <
morgens, > durch Stehen. Analprolaps. Hämmorrhoiden mit
brechenden Schmerzen des Rückens. Spastische Konstriktion des
Sphincter ani. Diarrhoe < durch Bewegung. Dysenterie mit
grünlichen Stühlen; kalkweiße Klumpen im Stuhl. Blutige
Schleimstühle.
NIEREN/HARNWEGE
Nephritis. Nierensteinkolik. Tenesmen der Blase ohne Entzündung.
Strangurie. Unwillkürlicher Harnabgang, beim Niederlegen, oder im
Stehen, oder nachts (Enuresis nocturna der Kinder); während
Schläfrigkeit tagsüber. Harnverhaltung durch Lähmung der
Blasenmuskulatur; nach Entbindung. Feuerroter
Urin, häufig und reichlich. "Hämaturia without
pathological conditions." PhM
MAENNLICHE GENITALIEN
Testes entzündet; hart, hochgezogen. Schweiß der
Genitalien.
WEIBLICHE GENITALIEN
Mens zu früh, stark, übelriechend. Hellrotes, heißes
Blut. Uteruskongestion. Unterdrückte Mens mit Kopfkongestion und
kalten Füßen. Herabdrängungsgefühl im Unterbauch,
als ob die Eingeweide nach außen
drängen < durch Liegen, < morgens, > durch Stehen.
(Verschiedene
Mittel haben dieses Symptom. Aconitum < durch Ruhe, > durch
Umhergehen.
Sepia und Murex < durch Stehen >, durch Liegen oder Sitzen mit
übereinandergeschlagenen
Beinen. Pulsatilla > durch Liegen). Metritis. Rigidität des
Muttermundes
während der Geburt; Belladonna ist besonders nützlich bei
älteren
erstgebärenden Frauen. Lochien schwach, heiß und
übelriechend.
Fluor mit Koliken. Wehen kommen und gehen plötzlich oder
verschwinden
gänzlich. Mastitis; pochende Schmerzen. Mammae schwer, hart, rot;
radiär
von der Brustwarze ausgehende Streifenbildung.
NACKEN/RUECKEN
Schwellung der cervikalen Lymphknoten. Steifer Nacken und Schultern.
Rücken schmerzt wie zerbrochen. Rückenschmerzen < durch
Kälte und Luftzug. Lumbago mit Schmerzen der Hüften und
Oberschenkel.
EXTREMITAETEN
Krämpfe der Muskeln; lähmungsartige Schwäche mit
blitzartig, schießenden Schmerzen, die plötzlich kommen und
gehen und die
Stelle wechseln. Gelenke geschwollen und gerötet. Schmerzen <
durch
Kälte, Berührung und Luftzug. Kälte der
Extremitäten.
Große Ruhelosigkeit. Kann keinen Moment stillsitzen. Zuckungen
der
Muskulatur. Sehnenhüpfen. Zittern der Glieder. Schwäche der
Extremitäten mit Gangunsicherheit. Liegt oder sitzt mit gekreuzten
Beinen, unfähig die Beine auseinander zu bringen.
HAUT
Hochrot. Glänzend. Trocken und heiß. Dunkle, rötliche
scheckige Fleckbildung der Haut. Dermatitis. Scharlach (glatter, roter
Ausschlag). Erysipel.
Geschwüre kehren immer wieder zurück im Frühjahr.
SCHLAF
Schläfrig aber schlaflos. Unruhiger Schlaf mit Stöhnen und
schweren Träumen. Träume von Streit, Feuer, Dieben etc..
Beängstigende Halluzinationen bei geschlossenen Augen.
Plötzliches ängstliches Aufschrecken aus dem Schlaf, nachdem
er gerade eingeschlafen war. Empfindung, als ob er herabgefallen sei.
Krämpfe im Schlaf, Kopfrollen und Zähnknirschen.
Opisthotonus. Schläft mit den Händen unter dem Kopf (vgl. puls.).
FIEBER/FROST/TEMPERATUR
Hohe Temperaturen; verhältnismäßige geringe
Toxizität. Innere Kälte bei starker, brennender, dampfender,
äußerer Hitze. Heißer Kopf bei kalten
Extremitäten. Haut heiß;
trocken oder feucht. Schweißbildung nur an abgedeckten
Körperstellen.
|