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Arzneistoffe in alphabetischer Ordnung
 

Lateinische Bezeichnung Kürzel Deutsche Bezeichnung Geprüft durch:  Familie
Bryonia alba
bry.
Zaunrübe  Hahnemann führt 781 Symptome auf HR
Cucurbitaceae

                                                                 
                                                             Photo:  Gudjons


HAB I Vorschrift 2a 

Verwendet wird die frische Wurzel, vor der Blüte. 

Die ursprünglich von Hahnemann geprüfte Pflanze Bryonia alba wird heutzutage durch Bryonia dioica ersetzt.


Zlatarovic prüfte  an 17 Personen meist  Tiefpotenzen, ein Prüfer, Dr. Arneth machte vier Versuche, der 3. u. 4. Versuch mit D 203  OZH

Allen zitert 43 Prüfer und führt 1927 Symptome auf. 

Unseld  Allgemeine Homöopathische Zeitung1951/196 AHZ

Pirtkien prüft an 47 Versuchspersonen Tiefpotenzen Eine AMP mit Bryonia", 1961 Stuttgart Hippokrates 

Mezger 1963Bryonia im doppelten Blindversuch,  Allgemeine Homöopathische Zeitung AHZ


 
THEMA 
Besonders auffällig unter den allgemeinen Leitsymptomen sind die Trockenheit der Gewebe und die Verschlimmerung sämtlicher Beschwerden durch Bewegung.

ALLGEMEINES 
Bryonia alba ist ein sehr gut geprüftes Mittel. Am markantesten sind folgende Bereiche von seiner Wirkung betroffen: 

  • Die Schleimhäute des gesamten Körpers. Es handelt sich in der Regel um trockene Schleimhautkatarrhe.
  • Die serösen Häute*; hier ist die Wirkung an folgenden Organen besonders gut klinisch verifiziert
    • Lunge und Rippenfell
    • Gallenblase und Blinddarm. Wenn diese Organe einschließlich ihres Bauchfellüberzugs von der serösen Entzündung erfaßt sind, stellt dies eine besondere Indikation dar (Mezger)
  • Nerven, Muskeln, Bindegewebe; fibröse Gewebe, Sehnen, Gelenkkapseln
  • Blut und Blutzirkulation
  • Rechte Körperseite

  •  

     

    * "Bei umfassenden Tierversuchen durch Nast, Boyd und Hinsdale wurden Meerschweinchen vier Tage lang mit 2ccm verdampfter Bryoniatinktur vorbehandelt und nach  Injektionen unterschiedlicher Baktereienstämme in die rechte Pleurahöhle mit unbehandelten Tieren verglichen. Bei den Sektionen zeigten die unbehandelten Tiere durchweg eine starke Beteiligung des Lungenparenchyms, wohingegen die vorbehandelten Tiere wenig oder keine Reaktion aufwiesen. Es gab auch keinen Hinweis darauf, daß die serösen Häute primär betroffen sind. Unter Einbringung der Bakterien in die Pleurahöhle konnten zwar eindrucksvoll bronchopneumonische Herde erzeugt werden, eine fibrinöse Exsudation der Pleura fand sich allerdings nur über eben diesen Herden. Desgleichen war die Serosa des Peritoneums nur dann betroffen, wenn eine Schädigung des Darmtraktes vorlag. Nast folgerte daraus, daß die primären Veränderungen an den betreffenden Organen stattfinden und die serösen Häute nur sekundär betroffen sind." MzM

Typisch für den Verlauf einer Erkrankung ist der allmähliche Beginn der Beschwerden. Im Gegensatz zu Belladonna oder Aconitum erwartet man bei Bryonia eine längere Prodromalphase ( vgl. gels. ). In der Regel kündigen unspezifische, allgemeine Beschwerden die Erkrankung an. Der Patient fühlt sich Stunden, ggf. einige Tage, zunehmend unwohl, ohne genau sagen zu können, was ihm fehlt, bis er dann am späten Abend Fieber entwickelt oder am darauffolgenden Tag mit starkem Krankheitsgefühl geweckt wird. Das Fieber beginnt häufig abends nach dem Hinlegen. Die Zeit um 21 Uhr gilt als besonders typisch. Im Gegensatz zu bell. kommt es allerdings nicht zu einem Fieberabfall nach 24 Uhr, sondern im Verlauf der nächsten Tage entwickelt der Patient ein kontinuierliches Fieber. In dieser Zeit erfährt der Patient eine allgemeine Verschlimmerung seines Zustandes wie bei bell. um 15 Uhr nachmittags. Infolge der gestörten Blutumverteilung kommt es zu venösen Kongestionen in den jeweils betroffenen Bezirken. Häufig ist das Gesicht dunkelrot kongestioniert, und der Patient gleicht in seiner trägen Erscheinung einem Betrunkenen. Oft manifestiert sich die Erkrankung im Magen-Darmtrakt, wo es zu biliösen Verdauungsbeschwerden bis hin zu typhösen Verlaufsformen kommt, oder als Tracheobronchialkatarrh, bei dem infolge mangelnder Sekretion der Schleimhäute rauhe, wunde, stechende Schmerzen in der gesamten Brust  auftreten. Es entwickelt sich eine Pneumonie und Pleuritis sicca oder exsudativa. Das gesamte Nervensystem ist dabei gereizt und der Patient ist ärgerlich, mürrisch, zornig und depressiv. Bei zunehmender Erkrankung wünscht der Patient, nicht mehr gestört zu werden, weil sein Zustand durch die geringste Anstrengung verschlimmert wird. 

MODALITAETEN 
Verschlimmert durch: 
Geringste Bewegungen; Aufstehen, Husten, Bücken, Anstrengungen, tiefes Atmen. Trockene Kälte oder Hitze. Erhitzt werden. In Zimmerluft. Trinken. Essen. Gemüse. Säuren. Überanstrengung. Berührung. Unterdrückung von Symptomen. Erkältung. Früh morgens. 

Gebessert durch: 
Absolute Ruhe. Druck. Liegen auf der schmerzhaften Seite. Bandagieren. Kühle. Frische Luft. Ruhe. Bewölktes feuchtes Wetter. Anziehen der Knie. Wärme auf Entzündungen. Kalte Speisen und Getränke. Aufrechtsitzen. 

GEMUET 
Mürrische Reizbarkeit und Zorn. Entschlossenheit. Schweigsam und verschlossen. Weiß nicht genau, was er will. Will Dinge, die er zurückweist, wenn er sie erhalten hat (vgl. kreos., cham.). Delirium; will nach Hause gehen, redet von Geschäften. Übergeschäftigkeit und Getriebenheit. Gefühl, mit der Arbeit nicht fertig zu werden. Trägheit. Zweifel an der Genesung. Furcht, um die Zukunft, vor Armut, vor dem Tod. 

KOPF 
Kopf schwer und schwindelig. Schwindel bis hin zu Ohnmacht beim Aufstehen. Schwindel im Hinterhaupt. Als ob sich alle Objekte im Raum drehen, als ob er tief ins Bett versinkt. Berstende, reißende, drückende Kopfschmerzen in Stirn und Hinterhaupt; < durch Bewegen der Augen, Husten, während Stuhlgang etc.. Kopfschmerzen über dem linken Auge; drückend, erstrecken sich ins Hinterhaupt und von dort über den gesamten Körper. Kopfschmerzen während Verstopfung. Kopfschmerzen besser durch kühle Abwaschungen. Kopfhaut sehr empfindlich. Haarspitzenkatarrh. 

AUGEN 
Wunde Augäpfel. Schmerzen hinter den Augen. Glaukom. Tränenfluß tagsüber; in der Sonne. Ödematös geschwollene Lider. 

OHREN 
Ohrgeräusche. Vikariierende Blutungen, bei Menstruation. 

NASE 
Vikariierende Blutungen; wenn die Menstruation erscheinen sollte, während Schwangerschaft. Schwellung der Nasenspitze, schmerzhaft bei Berührung. Fließschnupfen mit heftigem Niesen. Trockener Katarrh der Nasenschleimhaut. 

GESICHT 
Rot, geschwollen, heiß. Schwellung von Oberlippe und Nase. 

MUND 
Mund und Lippen trocken. Durst, verlangt nach kaltem Wasser, trinkt selten aber viel auf einmal. So trocken, daß die Zunge am Gaumen klebt. Zunge entlang der Sagitallinie belegt. Dicker, weißer, gelber, schmutziger, meist trockener Belag. Zungenwurzel, Ränder und Spitze häufig rot und ohne Belag. (vgl. bell. ) Selten verstärkter Speichelfluß. Speichel schaumig wie Seife, bei Thypus, bei Keuchhusten. Kleine Aphthen an der Zungenspitze; mit Diarrhoe bei Säuglingen, offenen Fontanellen HeG . Mundgeschmack bitter und gallig, > durch kalte Getränke. Zahnschmerzen; > beim Liegen auf der betroffenen Seite sowie durch kaltes Wasser, < durch Zähneputzen, Warmes, Rauchen oder Kauen von Tabak. 

HALS/KEHLKOPF 
Kratzen und Trockenheit im Hals. Trockener, krampfhafter Reizhusten, besonders morgens. Stechend scharfe Schmerzen des Kehlkopfes und der Luftröhre beim Husten. Husten < durch Eintritt ins Warme (vgl. caust. , cupr., hedera, jod.), > durch Liegen auf der betroffenen Seite. Rezidivierende Aphthen. 

BRUST 
Quälender,  trockener, schmerzhafter Reizhusten. Die gesamte Brust ist wund und empfindlich. Der Patient hält sich die Brust beim Husten (vgl. dros., eup.-p. , kal.-c., seneg. , stict. ). Der Brustkorb ist so empfindlich, daß er nicht nicht tief durchatmen kann. Tiefes Atmen verursacht Husten. Scharfe Stiche in der Brust; in Höhe des rechten Schulterblattes, < durch Tiefatmen oder Husten. Auswurf, zäh mit rostrotem Blut vermischt. Bronchitis. Asthma. Pneumonie. Pleuritis. Stiche über dem Herzen. Puls: voll, schnell, hart. 

ABDOMEN 
Durst auf große Mengen kalten Wassers, welches vertragen wird. Auch Verlangen nach warmen Getränken, welche >. Trinkt hastig und viel. Verlangt nach Speisen, die er nicht vertragen kann. Abneigung gegen Essen. Übelkeit < durch Aufstehen, durch Liegen auf der rechten Seite. Erbrechen; bitter, Galle, Wasser, feste Speisen sofort nach dem Essen. Völlegfühl im Magen < nach dem Essen. Magen druckempfindlich. Verlangen nach Kaffee, Wein und sauren Getränken. Abneigung gegen Milch, die er aber verträgt. Geschmackloses Aufstoßen. Epigastrium empfindlich, klopfend. Leber geschwollen, wunde Schmerzen > durch Liegen auf der betroffenen Seite. Abdomen sehr empfindlich. Appendizitis. Peritonitis. Stühle: Obstipation; voluminös, trocken, hart, wie verbrannt. Diarrhoe; schmerzlos, unverdaut, unwillkürlich während Schlaf, herausspritzend, morgens, nach dem Aufstehen, nach Kohl, während Hitze, nach kalten Getränken. Schleimabgang nach dem Stuhl. Brennschmerzen des Anus während Stuhl. Gelber schleimiger Stuhl. Ikterus. 

NIEREN/HARNWEGE 
Nephritis. Schmerzen in der Nierengegend. Unwillkürlicher Harnabgang durch schweres Heben oder durch Anstrengung. Brennen in der Urethra, wenn er nicht uriniert. Urin: rötlich, bräunlich, wie Bier, wenig, heiß mit weißlichem Sediment oder blaß und reichlich. 

MAENNLICHE GENITALIEN 
Roter, juckender Hautausschlag an der Glans penis. 

WEIBLICHE GENITALIEN 
Menses; unterdrückt mit starken Kopfschmerzen, vikariierenden Absonderungen, Blutungen aus Nase oder Ohren. Regelmäßig Nasenbluten, wenn die Menses einsetzt. Schmerzen in den Mammae während der Menstruation. Mastitis; steinharte Mammae. Im ersten Stadium einer Abszeßbildung (vgl. phyt. welches gut folgt). Mens; zu früh, profus, mit dunkelrotem Blut. Ovariitis; rechts, druckschmerzhaft. Stiche in den Ovarien beim Tiefatmen. Amenorrhoe mit abdominalen Schmerzen und Wundheitsempfinden im Becken. Säuglinge lassen sich wegen wunder Mundschleimhäute nur schwer zum Stillen anlegen, erst wenn der Mund feucht geworden ist, trinken sie. HeG

NACKEN/RUECKEN 
Schmerzhafte Steife des gesamten Rückens, insbesondere des Nackens. Scharfe rheumatische Schmerzen in den Sehnen des Trapezmuskels auf der linken Seite. Schmerzen zwischen den Schulterblättern erstrecken sich durch den Thorax bis ins Epigastrium. Stechende Schmerzen in der linken Scapula erstrecken sich durch den Thorax bis zum Herzen. Stechende Schmerzen und Steifheit im lumbalen Rücken < durch Gehen, Bücken und Drehen im Bett. 

EXTREMITAETEN 
Schwäche der Glieder und schmerzhafte Steifheit aller Gelenke. Ziehende, reißende oder spannende Schmerzen in den Muskeln des ganzen Körpers; teils schlimmer durch Bewegung, teils besser durch Bewegung. Gelenke blaß-rot geschwollen mit Schmerzen bei jeder Bewegung oder Anstrengung. Ischialgie > durch absolute Ruhe und Liegen auf der betroffenen Seite. Schwäche der Knie beim Gehen. 

HAUT 
Nesselartige Röte und Schwellung der Haut. Bläschen, Pusteln und Furunkel. Kopfhaut empfindlich gegen Berührung. Haut blaß, gelb wässrig durchtränkt. 

SCHLAF 
Somnambulisums (Prüfungssymptom und klinisch verifiziert). Schläfrigkeit tagsüber. Nachts gestörter Schlaf durch ängstliche Träume von Arbeit, Geschäft, häuslichen Angelegenheiten. Aufschrecken beim Einschlafen. Hitzeempfinden nach dem Hinlegen. Fieber um 21 Uhr. Kopfschmerzen und Schwere des Kopfes nach dem Aufwachen. Das Öffnen der Augen strengt an und verschlimmert. 

FIEBER/FROST/TEMPERATUR 
Frost und Schüttelfrost. Frost mit heißem Kopf und rotem Gesicht; < in einem warmen Raum, > an frischer Luft. Trockene brennende Hitze; < alle Symptome. Trockene brennende Hitze der Hände und insbesondere der Füße. Als ob das Blut heiß ist. Kontinuierliche Fieber. Hitze nach dem Hinlegen. Fieberanstieg nachts um 21 Uhr ohne Absinken der Temperatur nach 24 Uhr. Schweiße sauer und ölig, profus nachts, nach 3 Uhr, in den frühen Morgenstunden. Schweiße erleichtern. 


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