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Arzneistoffe in alphabetischer Ordnung

 

Lateinische Bezeichnung  Kürzel  Deutsche Bezeichnung  Geprüft durch:  Familie 
Pulsatilla pratensis
Anemone pratensis (anemos - Wind pulsare - bewegen)

                                           
                                        Photo:  Gudjons

puls. Wiesenküchenschelle, Wiesenkuhschelle 

HAB I Vorschrift: 3a 

Verwendet wird die frische, z.Zt. der Blüte gesammelte ganze Pflanze

Anton Störk Wien 1771 Libellus de usu medico Pulsatillae nigricantis

Hahnemann prüfte Pulsatilla an drei Männern und zwei Frauen, darunter seine erste Ehefrau. Er zitierte Störks Prüfung mit P.nigricans und führte insgesammt 1153 Symptome auf. In den Fußnoten zu dem Text erläutert er anschaulich das Phänomen der "Wechselwirkung" von Symptomen während der Prüfung homöopathischer Arzneimittel HR

Allen zitierte 24 Prüfer und führt 1323 Symptome auf.

Ranunculacea
 
THEMA 
"We may draw many important symptoms from the action of this wind-flower. For as the flower bobs about with every breath of wind, and changes its position constantly, so do the symptoms which are characteristic of the drug. The pains constantly change their location, flying from one part to another; sometimes existing with intense severity, then suddenly becoming very mild, and vica versa; the diarrhoeic stools change their character constantly, no two being alike, etc." GM


ALLGEMEINES 

"Diese sehr kräftige Pflanze bringt viele Symptome im gesunden, menschlichen Körper hervor (wie man aus diesem, ziemlich vollsändigem Verzeichniss sieht), welche häufig den Krankheitssymptomen des gewöhnlichen Lebens entsprechen, daher auch häufig homöopathische Anwendung verstatten und häufig Hülfe leisten. Man kann sie daher ohne Widerrede unter die vielnützigen (Polychrest-) Mittel zählen." HR

Das Arzneimittelbild von Pulsatilla wird also beherrscht durch die Wirkung auf

  • das Gemüt, mit typisch zaghafter, nachgiebig, weinerlicher und vor allem wechselhafter Stimmung.
  • den Genitalapparat, insbesondere auf den der Frau, in Form hypovarieller Funktionsstörungen mit Beschwerden während der Pubertät, Menarche, Menses, Gravidität und Menopause. Aber auch auf den männlichen Teil der bisexuell-embryologischen Uterusanlage-, die Prostata und Nebenhoden. 
  • die Schleimhäute des gesamten Gastrointestinaltrakts, des Nasopharyngeal- sowie des Tracheobronchial und Urogenitaltraktes mit reichlichen, milden, gelblich-grünen Absonderungen. 
  • das venöse Gefäßsystem, in Form gestörter Blutumverteilung und venöser Stase.
  • die Leber und Gallenblase sowie der Magen-Darmtrakt mit dyspeptischen Verdauungsbeschwerden.
Pulsatilla ist ein launisches Mittel. Symptome kommen und gehen. Symptome alternieren; Lachen mit Weinen, Stock- mit Fließschnupfen, Röte der Haut mit Blässe, Obstipation mit Diarrhoe, reissende, ziehende Schmerzen abwechselnd in beiden Knien, Fieber abwechselnd mit Schweiß, Schmerzen wechseln die Seite; Widerspruchsvolle, einander abwechselnde Zustände. Krankheiten metastasieren (vgl. abrot.); Orchitis nach Mumps, Beschwerden nach Masern. Beschwerden nach unterdrückten Hautausschlägen. 

CAUSA 
Durchnässung. Abkühlung. Diätfehler. Kummer. 

MODALITAETEN 
Verschlimmert durch: 
Wärme; der Luft, des Raumes, der Kleidung. Sonnenbestrahlung. Beginn einer Bewegung (vgl. rhus-t. ). Liegen au der Seite (links). Herabhängenlassen der Glieder. Durchnässung der Füße. Lange nach dem Essen. Abneigung und < durch Fettes, Schweinefleisch, Butter, Eiscreme, Eier, Tee. Gewitter. Dämmerung. Vor den Menses. Pubertät. Schwangerschaft. Klimakterium. 

Gebessert durch: 
Im Freien, an frischer Luft, kalte Getränke und Speisen, Kälte allgemein, trotz allgemeiner Frostigkeit. Aufdecken. Kontinuierliche, sanfte Bewegung. Druck. Massage. Aufrichten. Lagewechsel. Hochlagerung des Kopfes beim Liegen. Nach dem Weinen. Trost. 

GEMUET 
Milder, schüchterner, weinerlicher Typus; emotional leicht beeindruckbar und schnell zu Tränen geneigt, mit auffäliger Besserung durch Zuwendung und Trost (vgl. phos. , nat-m. , sep. ). "Craves sympathy." PhM (vgl. androc., phos. ). "Im Gegensatz zum Natrium muriaticum- und Sepia-Typ., die jeden Trost heftig zurückweisen, wünscht dieses Kind nichts lieber, als getröstet zu werden. Es ist so "verrückt" danach, daß man manchmal den Eindruck bekommt, es heule nur deswegen, um ein wenig Extra-Aufmerksamkeit zu erhalten."VeM Nervöse, ängstliche Reizbarkeit mit schnellen Stimmungsschwankungen. Weinen abwechselnd mit Lachen. Lacht und weint bei jeder Gelegenheit. Empfindlich gegenüber Beleidigungen. "Hypochondrische Mürrischkeit; er nimmt alles übel."HR Traurig, mißtrauisch und geizig. Neidig, habsüchtig und ungenügsam, möchte alles für sich haben. Kapriziös. "Vor Verdrießlichkeit macht sich das Kind ganz steif." HR Manie nach unterdrückten Menses. Furcht vor dem Alleinsein, vor der Dunkelheit, vor Geistern am Abend. Angst mit Zittern der Hände und Gefühl fliegender Hitze am Körper. Herzklopfen bei der Angst. 

KOPF
Schwindel; morgens <, im Sitzen <, beim nach oben Sehen, mit Übelkeit und gastrischen oder menstruellen Beschwerden. "Schwindel beim Bücken, als wenn er fallen sollte, oder als wenn er tanzte." HR Schwindel, vor, während oder nach der Menstruation. Blutandrang zum Kopf. Schwere des Kopfes. Kann den Kopf nicht aufrecht halten. Dumpfes, drückendes, reißendes, klopfendes Kopfweh. Kopfschmerzen durch Überanstrengung, durch unterdrückte sexuelle Erregung, bei dyspeptischen Beschwerden. Drückende Stirnkopfschmerzen. Hinterhauptskopfschmerzen < durch Husten. Klopfende, berstende unilaterale Kopfschmerzen mit heißem Tränenfluß. Kopfschmerzen pubertierender Mädchen (vgl. calc-p. ).  Juckreiz der Kopfhaut. Schweiße des Kopfes; halbseitig. 

AUGEN 
Konjunktivitis; brennendes, stechendes Trockenheitsgefühl < im warmen Zimmer. Trockenheit, Röte und Schwellung der Augenlider. Gerstenkörner. Neigung die Augen zu wischen. "Trockenheit des rechten Auges, und Empfindung als wenn es von einem darauf hängenden, abwischbaren Schleime verdunkelt würde, Abends (n.24 St.)" HR Gesteigerter Tränenfluß < im Freien und in kalter Luft. Dicke, gelbliche, reichliche, milde Absonderungen; der inneren Canthi; morgens. Morgens sind die Lider wie mit Eiter zusammengeklebt. Tränenkanalentzündung und Eiterung. "Ophthalmia; neonatorum; gonorrhoeal; from amenorrhoea." PhM

OHREN 
"Andrang des Blutes nach den Gehörwerkzeugen (n.8St.)" HR Ohrgeräusche; Sausen, Klingeln, Dröhnen; "wie von einer angeschlagenen eisernen Stange (n.3St.)" HR Schwerhörigkeit, als seien die Ohren verstopft. Juckreiz des äußeren Ohres. Zucken in den Ohren. "Heftiger Schmerz im Ohre, als wenn da was herausdrängen wollte." HR "Entzündung des Gehörgangs mit Eiterabsonderung." MzM Stechende Schmerzen in den Ohren. Otitis media; der Säuglinge und Kleinkinder. Tubenkatarrh nach Masern und Mumps. "Mumps, esp. metastatic to the breast or testes." PhM

NASE 
Schnupfen mit dicken, gelblich, grünlichen, orangefarbenen, reichlichen, milden, teilweise übelriechenden Absonderungen. Chronischer Schnupfen; alter Katarrh. Stockschnupfen. Verstopfung < durch Niederlegen und im Zimmer, > an frischer Luft. Wechselhafte Symptomatik; mal ist die Nase frei, mal verstopft, wechselt die Seite. Niesreiz. "In der Nase, Kitzel, wie von feinem Schnupftabak, worauf starkes Nießen erfolgt. (Hbg.)" HR   Nasenbluten; vor den Mens. "Blutfluß aus der Nase mit Stockschnupfen." HR Schlechter Geruchsinn. Anosmie. 

GESICHT 
Häufig rosig; augedunsen. Blass. Geschwollene, rissige Lippen; in der Mitte der Unterlippe. Verlangen, sich die Lippen anzufeuchten. Einseitge Gesichtsneuralgie mit dumpf, drückenden, klopfenden Schmerzen im Ramus supraorbitalis, erstreckt sich über die gesamte Gesichtshälfte, mit Tränenfluß, Schnupfen und Verstopfung der Nase, sowie Verstopfungsgefühl des Ohres, auf der betroffenen Seite, < durch die geringste Beschäftigung. 

MUND 
Bitterer, fader Geschmack im Mund, als wenn man erdige Dinge gegessen habe. "Er hat im Munde einen Geschmack wie nach faulem Fleische, mit Brechübelkeit (n.2St.)"HR Speisen schmecken bitter, insbesondere Brot. Übler Geruch und viel Schleim im Mund oder Trockenheit der Mundschleimhaut. Gelblich, weiß belegte Zunge; wie verbrannt. Zungenmitte wird wie verbrannt und gefühllos empfunden. Geschmacksverlust. Durst, mit Verlangen nach Bier, alkoholischen Getränken, nach Stärkungsmitteln. Durstlosigkeit, während des Fiebers. Zahnschmerzen nach jedem Essen. Feinstechende Zahnschmerzen im Zahnfleisch, < durch warme Getränke, durch kalte Getränke, > durch kalte Getränke, die im Mund warm werden. Pochen im Zahnfleisch im Takt des Pulses. 

HALS/KEHLKOPF 
Wundheitsgefühl im Rachen mit zähem Schleim.  Trockenheit des Rachens morgens <. Dysphagie. Die Speisen bleiben im Hals stecken. Halschmerz wie roh, dabei Schlucken ohne Beschwerden. Heiserkeit im warmen Zimmer und beim Erhitzt werden. Kitzeln und Kratzen im Kehlkopf. Heiserkeit kommt und geht. Zähe, schleimige Absonderungen des Halses morgens beim Aufwachen. Trockener, krampfartiger Husten, < im Liegen, abends und nachts, > beim Aufsitzen; morgens locker < im Warmen, > im Freien. Auswurf: dick, bitter, gelblich, ggf. Blutauswurf. 

BRUST 
Konstriktionsempfinden beim Atmen; < beim Liegen auf der linken Seite. Engeempfinden in der Brust und Schwindel beim Liegen, > durch Aufsitzen. Herzklopfen und Ÿngstlichkeit beim Liegen auf der linken Seite. "Palpitation; < lying on left side, anxious; with amenorrhoea; from emotions; after dinner." PhM Krampfhaft zusammenziehende Spannung in der Brust mit Blutwallungen und innerer Wärme. "Früh, nach dem Aufstehen, schmerzhafte Steifigkeit der Brustmuskeln beim Tiefatmen und bei Bewegung der Brust (n.12 St.)." HR

ABDOMEN 
Durst mit Verlangen nach Wasser oder Bier. Durstlosigkeit; während des Fiebers. (Hahnemann erwähnt neunmal Durst und dreimal Durstlosigkeit.) Abneigung gegen und Verschlechterung durch:  Brot, Butter, Fleisch,  Fett, fette und schwere Speisen, warme und heiße Speisen und Getränke, rohe Zwiebeln; Tabak. "Hiccough when smoking tobacco." PhM Verlangen nach alkoholischen Getränken; Bier Branntwein, nach erfrischenden Speisen, nach saurem. Kapriziöser Appetit. Ranziges, bitteres Aufstoßen nach fetten, süßen, sauren Speisen, nach Schweinefleisch. Übelkeit und Erbrechen der Speisen. Aufgetriebenheit des Leibs und Blähungskoliken nach dem Essen. Empfindung, als ob man zu viel gegessen hat. Ziehende, spannede Schmerzen über den Hypochondern. Drückende pressende Schmerzen im Unterleib. Bauchschmerzen, als ob ein Durchfall einsetzt. Selten Verstopfung, meist durchfälliger Stuhl, von unterschiedlicher Beschaffenheit. Kein Stuhl gleicht dem vorherigen. Weicher Stuhl gemischt mit Schleim. "Blinde Hämorrhoiden, mit Jücken des Abends (n. 10 St.)." HR Schmerzende Hämorrhoiden, blutend oder nicht blutend. "Diarrhoea after fright." PhM

NIEREN/HARNWEGE 
Gesteigerter Harndrang. Harn spritzt beim Husten weg (vgl. caust. , nat-m. , kal-c. ,phos. ), beim Lachen, beim Liegen, beim Abgang von Winden. Tropfenweise abgehender Harn im Sitzen oder Gehen. Brennendes Ziehen in der Harnröhre vor, während und nach dem Wasserlassen. Harn konzentriert mit Sediment oder wasserhell. Beschwerden nach kalten Füßen. 

MAENNLICHE GENITALIEN 
Epididymitis. Prostatitis. Ausfluß aus der Harnröhre mit milder Sekretion. "Orchitis; gonorrhoeal; or from sitting on cold stones." PhM Schwellung der Hoden mit reißenden Schmerzen. Erektionen und nächtliche Pollutionen. 

WEIBLICHE GENITALIEN 
Menses zu spät und zu schwach; seltener zu früh. Bauchkrämpfe vor und währed Menses. Druck und Herabdrängungsgefühl vor Menses; als ob sie einsetzen wollten. Frösteln abwechselnd mit Hitzewallungen, kalten Füßen und schwankender Gemütsverfassung vor und bei den Mens; bei Amenorrhoe. "Alles ist unregelmäßig: Die Regel kommt in unregelmäßigen Zwischenräumen, bald schmerzhaft, bald ohne Schmerzen, verschieden nach Stärke und Dauer." MzM Amenorrhoe durch kalte Füße. Fluor; mild, milchig, dick; mit Rückenschmerzen. Schmerzen der Brüste vor Mens. Milchabgang während Mens. Verzögerte Menarche. 

NACKEN/RUECKEN 
Stechende, ziehende, spannende Schmerzen des Genicks. Knacken, wenn man den Kopf bewegt. Rückenschmerzen im Liegen auf dem Rücken <, gebessert durch Liegen auf der Seite oder häufigen Lagewechsel; während der Schwangerschaft. Kreuzschmerzen, wie verrenkt. Kreuzschmerzen beim Aufrichten vom Sitzen,  > Bewegung und Vorneüberbeugen. "Schmerz im Kreuze, wie Wehen, als wenn ein Band durch´s Kreuz ginge und alles zusammenzöge, welches ihr den Atem benimmt, vorzüglich früh." HR Schmerzhafte Steifheit des gesamten Rückens. 

EXTREMITAETEN 
Sichtbare Schwellung der Venen an den Extremitäten. Anschwellung der Füße. Schwere, Steifheit, Spannung und Völleempfinden in den Gliedern. Varikosis. Thrombophlebitis, Phlebothrombose, Thrombangiitis. Reißende, spannende, stechende Schmerzen; Einschlafen der Glieder; der Füße morgens beim Auftreten. Hängenlassen der Glieder < die Schmerzen. Gelenke steif und wie verrenkt. Verlangen die Glieder auszustrecken; im Sitzen. Übelriechender Fußschweiß. 

HAUT 
"Urticaria; after rich food; with diarrhoea; from delayed menses; after undressing."PhM Juckreiz der Haut < durch Wärme. Trockenheit dere Haut.  Hautausschläge mit intensiv schmerzenden Krusten. Masern. Geschwüre mit ätzenden, blutigen, dünnen, spärlichen, übelriechenden Absonderungen und stechenden, brennenden, zuckenden Schmerzen. "Die sogenannten reißenden Schmerzen von Pulsatille sind größtenteils ein kurzdauernden, ziehendes Spannen, welches sich jedesmal in ein, dem Reißen ähnliches Zucken auflöst- etwa, als wenn eine Nerve schmerzhaft ausgedehnt und angespannt, und dann durch einen jählingen, schmerzhaften Ruck wieder fahren gelassen würde." HR

SCHLAF 
Einschlafstörungen wegen Gedankenzustroms; derselbe Gedanke wiederholt sich dauernd. Hitze und ängstliche Unruhe in der Nacht. Nachtschweiße; sobald man einschläft; gegen Morgen. Erwachen durch Blutwallungen. Auffahren im Schlaf wegen schreckhafter Träume. Träume; ängstliche, schreckliche, erotische, unzusammenhängende oder immer wieder der gleiche. Je länger man schläft, desto müder wird man. 

FIEBER/FROST/TEMPERATUR 
Frostig, aber Abneigung gegen Wärme. Je stärker die Schmerzen desto stärker die Kälte. Einseitige Kälte und Taubheitsempfinden. Teilweise Schweiße. Eine Hand kalt, die andere warm. Hitzegefühl nachts mit Durstlosigkeit. Sprunghafter Fieberanstieg.


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